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Äpfel in Granada

eine Geschichte von Ronja Treffler aus Bischofswiesen

Es war einmal zu der Zeit, als noch keine Autos die Straßen entlang düsten, sondern Kutschen, die starke große Schimmel vorgespannt hatten und in denen feine Damen saßen und zierlich niesend aus dem Fenster blickten. Natürlich gab es auch Reiter und Fußgänger auf den Straßen und spielende Kinder. Es gab aber nicht überall schöne, gepflasterte Wege, sondern nur in und zwischen den Städten. Eine dieser Städte war Granada. Die Häuser in Granada waren weiße Fachwerkhäuser mit schillernden grünen und roten Dächern und alle Straßen in Granada führten zum Mittelpunkt der Stadt, einem großen, kreisrunden Marktplatz, der von bunten Läden umgeben war.

Die Dorfbewohner, die um Granada herum wohnten, sagten, dass Granada die schönste von allen Städten war. Das stimmte nicht ganz, aber sie war schon bemerkenswert. Das Bemerkenswerteste an Granada war aber der Marktplatz. Mitten auf dem Marktplatz stand ein Baum. Es war ein Apfelbaum und er stand genau in der Mitte der Stadt und gehörte niemandem. Er war groß und alt und es hieß, die ganze Stadt wäre um ihn herum gebaut worden. Das stimmte auch nicht ganz, aber er war trotzdem bemerkenswert. Das Bemerkenswerteste an ihm war aber, dass er weiß blühte, nur oben in der Mitte war eine rosa Blüte. Sie wurde auch zu einem Apfel und wenn im Herbst die Kinder und Erwachsenen zur Mitte der Stadt strömten und alle rotgelben Äpfel pflückten, wollten alle den großen, tiefroten Apfel oben in der Mitte. Aber keiner konnte ihn erreichen und so wurde er immer überreif und verfaulte, denn er konnte nicht herunterfallen.

Eines Jahres dachte der tiefrote Apfel in der Mitte: "Es gibt keinen so roten Apfel wie mich. Ich will einen Apfelbaum voller solcher Äpfel." Damit riss er sich los. Er war gerade reif und es war kein Wunder, dass alle Leute versuchten, ihn zu fangen, als er durch das Blätterdach fiel. "Das ist doch der große rote Apfel von der Mitte", riefen sie und wendeten ihre Augen auf ihn. Der Apfel landete heil auf dem Boden. Die Erwachsenen strengten sich an, ihn mit ihren Keschern zu treffen und die Kinder wollten ihn mit der Hand schnappen. Aber niemandem gelang es.

Der Apfel steuerte auf eine der Straßen zu, die aus Granada herausführten und alle Bewohner rannten hinterher. Sie ließen alles stehen und liegen und verfolgten den Apfel. Aber dieser war schneller. Die feinen Damen in den Kutschen drückten sich die Näschen an den Fensterscheiben platt, sodass sie bald Chinesinnen nicht unähnlich waren. Und die Stadtbewohner liefen hinter dem Apfel her, der zwischen den Fachwerkhäusern dahinrollte und Haken schlug. Die Leute dachten sich Tricks aus, aber sie erwischten den roten Apfel nicht. Dieser rollte um Ecken, durch Gässchen und Gärten, aber immer auf den Rand der Stadt zu. Die Leute rannten hinterher. Aber mit der Zeit ging ihnen die Puste aus und sie wurden langsamer. Doch sie gaben nicht auf. Der Apfel kullerte mit einigem Vorsprung in ein Nachbardorf und versteckte sich hinter einem Gartenzwerg. Die Einwohner Granadas kamen und suchten ihn überall. Aber sie konnten ihn nicht finden. Schließlich sagten sie den Dörflern, wenn sie einen roten, großen Apfel fänden sollten sie ihn nach Granada bringen.

Ein Kind fand ihn eines Tages und rief: "Schaut mal, da ist der Granadapfel!" Die Bewohner des Dorfes beschlossen, ihn einzupflanzen und den Granadaern erst einen Granadapfel von ihrem Granadapfelbaum zu geben. Der große, rote Apfel aus der Mitte des Marktplatzes in der Mitte von Granada war zufrieden. Er hatte Recht gehabt: Alle Äpfel seines Baumes waren wie er selbst: Groß, rot, voller Kerne, wunderbar süß und eigensinnig. Als die Dörfler ihrer Nachbarstadt nach wie vor keine Granadäpfel geben wollten, riss sich ein großer, roter Apfel von der Mitte des Baumes los und die Prozedur wiederholte sich..... Der Apfel rollte bis nach Granada, immer zur Mitte hin und legte sich genau neben den Apfelbaum, der schon auf dem Marktplatz gewesen war. Als die Dörfler das erfuhren, wurden sie sehr neidisch und nannten die großen, roten granadäpfel von nun an "Granat-Äpfel". Aber das ist den Granadäpfeln egal, ob sie jetzt Granadäpfel oder Granatäpfel oder von ihnen aus Saubaer heißen, sie werden immer von dem Apfelbaum in der Mitte von Granada abstammen und sie werden immer stolz auf die beiden Granadäpfel sein, die den Granadapfelbaum aus Granada raus und wieder rein gebracht haben und - wenn du nicht aufpasst - hauen sie auch aus deiner Obstschüssel ab.
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