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Die Wanderausstellung “Apfelgärten im Seewind”

Aus der Diplomarbeit von M. Vanessa Scheipl und Peter Hampel (Kontakt über Umweltstation Iffens)
Beschreibung der acht Tafeln mit Ziel/Zielgruppe/Methode/Instrumentarien/Inhalt
Die Besucherstory als Hilfsmittel zur Planung der Ausstellung

Die Ausstellung besteht aus 8 Holztafeln mit den Maßen 1 m mal 1,5 m (Größe ohne Ständer), die in einer Reihe oder einzeln aufgestellt werden können, wobei die Reihenfolge eingehalten werden muss. Auf ihnen finden sich neben maschinell erstellten Texten und Fotos auch handgefertigte Zeichnungen und Objekte, die zum Teil beweglich und zum Anfassen sind.

Das Grundlayout ist jeweils ähnlich, d. h. die Kopf- und Fußleiste der Tafeln sind (bis auf die Überschrift) gleich. Da die Tafeln in der Regel aus der Ferne gleichzeitig sichtbar sind, wird eine Variationsbreite der Themen und Ziele sichtbar und trotzdem wird deutlich, daß die Tafeln zusammengehören. Immer an der gleichen Stelle findet sich das Logo und der Comic-Küstenapfelbaum.

Als Blickfang lässt sich (wenn es die Raumhöhe erlaubt) ein Pappmachéapfel mit ca. 1 m Durchmesser über der Ausstellung an einem abgesägten Ast eines Apfelbaumes anbringen.

Wenn du auf die Bilder klickst, werden sie grösser dargestellt. Zurück dann mit der Brausertaste.


Apfelgärten im Seewind

Ausstellung, Tafel 1 Ziel:
Die erste Tafel ist die Tafel über die Tafeln - die Einleitung. Sie soll über das Projekt, dessen Zeitraum, die Umweltstation Iffens und die Region Butjadingen informieren. Schon von weitem erkennbar wird das für den Betrachter durch die Hervorhebung der einzelnen Textüberschriften im gleichen Design wie die Überschriften der Gesamttafeln (weiß auf grün). Die Überschrift lautet wie das Projekt: “Apfelgärten im Seewind”, dies erzielt einen Wiedererkennungseffekt und unterstreicht die Funktion der ersten Tafel als “Titelbild”.

Zielgruppe:
Menschen, die sich für das Projekt interessieren und wissen wollen, warum die Ausstellung entstand. In erster Linie richtet sich diese Tafel an Erwachsene, da sich Kinder und Jugendliche im Allgemeinen weniger für die theoretischen Hintergründe interessieren.

Methodik:
Die erste Tafel muss in erster Linie problemorientiert ausfallen, die kognitive Wissens- und Informationsvermittlung steht im Vordergrund. Handlungs- und lebensweltorientierte Elemente würden aufgesetzt wirken und wären den Zielen dieser Tafel auch nicht dienlich. Die Darstellung der Projektgliederung macht deutlich, daß das Gesamtprojekt viele verschiedene Disziplinen enthält. Interdisziplinarität ist ein wichtiges Merkmal des Projekts. Die Anordnung der Textbausteine ist symmetrisch und seriös strukturiert.

Instrumentarien:
Maschinell gefertigte Texte, die von den vorhandenen Fotos lediglich illustriert werden. Die zwei großen Fotos über dem ersten und dem letzten Text haben darüber hinaus die Funktion, einen Teil des Textes abzudecken, damit die Fülle an Informationen nicht schon von weitem abschreckt (siehe auch Kap. 4.2.4.3). Gleichzeitig brechen sie die seriöse Struktur der ersten Tafel soweit auf, daß sie gut zu den folgenden Tafeln paßt.

Inhalt:
Im Abschnitt ”Das Projekt” gehen wir in drei Sätzen auf die Intention des Projekts ein. Rechts daneben befindet sich “Der Zeitraum”, eine tabellarische Aufschlüsselung der bereits durchgeführten Teilprojekte und der weiteren Vorhaben (siehe auch Kap.2.2). Links unten wird die Umweltstation Iffens genauer vorgestellt. Der Text wird durch ein Foto des Hofes aufgelockert. Rechts unten: “Die Region”. Wir stellen die Besonderheiten und die Geschichte der Region Butjadingen vor. Die Vorzüge der Region Butjadingen als Modellregion für dieses Projekt haben wir besonders hervorgehoben.
Der Küstenapfelbaum stellt sich und seine Funktion im Rahmen der Ausstellung vor: Er führt durch die Ausstellung und den Lauf der Jahreszeiten. Auf der ersten Tafel stellt er eine Mischung aus allen Jahreszeiten dar.

2 “Obstbäume in Butjadingen”

Ausstellung, Tafel 2 Ziel:
Die zweite Tafel soll den regionalen Anspruch hervorheben und schon von weitem zeigen, wo sich die “Apfelgärten im Seewind” befinden. Sie soll aber auch die Identifizierung mit der Region und die Orientierung in der Region erleichtern.

Zielgruppe:
Nicht mehr nur die, die informiert werden möchten, sondern auch die, die einfach nur ihren Wohn- oder Urlaubsort wiederfinden möchten. Es werden nicht nur Einheimische angesprochen, sondern auch Menschen, die sich nur zeitweilig in der Region aufhalten. Erwachsene stellen hier sicher die Hauptgruppe der Betrachter, aber auch Jugendliche oder Familien mit Kindern haben Spaß daran, sich die Karte genauer anzusehen.

Methodik:
Bei der zweiten Tafel steht die Lebenswelt des Betrachters im Vordergrund. Die Fülle an dargestellten Obstwiesen macht klar, daß sie tatsächlich ein relevantes Thema in der Wesermarsch sind. Die informative Seite wird ergänzt um einen Aspekt des Wiedererkennens, der nicht nur das Selbstwertgefühl heben soll, sondern auch manchen verblüfft. Die Betrachtungsweise ist im Gegensatz zur ersten Tafel eher zufällig und mosaikhaft.

Instrumentarium:
Eine Karte im Maßstab 1:2500 ohne Legende mit vielen bunten Stecknadeln – abgedeckt mit Plexiglas - und ein kurzer Text.

Inhalt:
Eine große topographische Karte der Region Butjadingen ist auf Kork aufgezogen, damit sie etwas hervortritt. Auf der Karte ist jeder, der bisher kartierten Apfelgärten mit einem roten Klebepunkt markiert und in einem Teilbereich – hinter einer Plexiglasscheibe – haben wir für jeden Baum eine Stecknadel in die Gärten gesteckt. Jeder Garten bekam eine eigene Stecknadelkopffarbe zugeordnet, damit auch in dichter besiedelten Gebieten die Gärten unterscheidbar bleiben.
Ein kurzer Text rechts oben weist auf die Zahl der bisherigen Kartierungen hin und bittet Apfelgartenbesitzer darum, sich zu melden, falls sie weitere Informationen liefern können oder ihren Apfelgarten auf der Tafel vermerkt haben möchten.
Der Küstenapfelbaum im weißen Blütenkleid des frühen Frühlings erzählt von der Reihenfolge, in der seine Blüten und Blätter wachsen.

3 “Bewohner der Apfelwiesen”

Ausstellung, Tafel 3 Ziel:
Sensibilisierung für die biologische Vielfalt in einem Apfelgarten, Unterstreichung des wissenschaftlichen Anspruchs. Wir zeigen hier, daß Artenvielfalt ein Faktor ist, der die Lebensqualität entscheidend beeinflußt. Der Genuß am Apfelgarten steigt mit jedem Vogel, mit jeder neuen Pflanze, die wir darin finden.

Zielgruppe:
In erster Linie Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, die sich dafür interessieren, was in einem Apfelgarten kreucht und fleucht. Sowohl naturkundlich versiertere, als auch völlig unbedarfte Besucher sollen hier neugierig gemacht werden auf das Leben im Apfelgarten.

Methodik:
Spielerisch wird hier auf das komplexe Ökosystem Apfelgarten eingegangen. Komplexe Vernetzungen werden auf eine Ebene gebracht, mit der auch Kinder problemlos umgehen können. So werden auch kompliziertere Zusammenhänge erfahrbar. Um dennoch die wissenschaftliche Kompetenz des Projekts zu unterstreichen haben wir ganz bewußt die komplexe botanische Systematik in Form der lateinischen Pflanzennamen des “Pflanzikons” eingesetzt.
Die dritte Tafel vereinigt sowohl zufällig erschließbare Elemente, als auch streng systematisch geordnete. Vorherrschend ist aber das Spielerische.

Instrumentarium:
Das Schiebebild ist vorherrschendes Element der dritten Tafel. Ein kurzer Text links darüber führt in die Thematik ein. Darunter befinden sich weitere Texte: das “Pflanzikon” und der Bilderrätseltext. Das Schiebebild und der Bilderrätseltext werden in Kapitel 4.2.4.3 näher beschrieben.

Inhalt:
Das Schiebebild stellt einen vereinfacht dargestellten Apfelgarten dar. An der rechten und unteren Seite befinden sich Schieber, die bei Betätigung in runden Bildausschnitten verschiedene Tiere und Pflanzen sichtbar werden lassen.
Unter dem Schiebebild befindet sich das sogenannte ”Pflanzikon”. Alphabethisch sind dort Pflanzen in lateinischer und deutscher Bezeichnung aufgeführt, die der Biologe Georg Schepers bei seiner botanischen Kartierung im Auftrag der Umweltstation vorgefunden hat. Die Art der Darstellung soll den wissenschaftlichen Wert der Kartierung deutlich machen und umfassend erscheinen. Außerdem befindet sich auf der dritten Tafel noch der Bilderrätseltext
Der Küstenapfelbaum hat sich weiterentwickelt; es ist jetzt später Frühling. Er erzählt von den Aktivitäten der Insekten.

4 “Holzhaufen & Halbhöhlen”

Ausstellung, Tafel 4 Ziel:
Die Tafel “Holzhaufen & Halbhöhlen” dient der Information über naturnahe Pflege und Nutzung des Apfelgartens. Dabei werden nicht nur wissenschaftliche Fakten vermittelt, sondern auch ganz konkrete Handlungsweisen erläutert, die jeder mit wenig Aufwand umsetzen kann.

Zielgruppe:
Besitzer und Pächter von Gärten mit und ohne Apfelbäume sind hier bestimmt die wichtigste Zielgruppe. Aber auch potentielle Apfelgartenanleger und die übrigen Familienmitglieder sollen interessiert werden.

Methodik:
Die Handlungsorientierung der vierten Tafel ist sofort erkennbar. Hier werden konkrete Ratschläge gegeben, wie wir sowohl der Ökologie der Apfelgärten, als auch der eigenen Lebensqualität auf die Sprünge helfen können. Das kann natürlich nur dann Sinn machen, wenn auch die Probleme, die zur Notwendigkeit solcher Maßnahmen führen, erkannt und verinnerlicht wurden. Wichtig war uns an dieser Stelle, nicht den mahnenden Zeigefinger zu erheben, sondern alltagstaugliche Hilfestellungen zu leisten.
Die Tafel “Holzhaufen und Halbhöhlen” ist zum Anfassen, haptisch erfahrbar, aber auch informativ und illustrierend.

Instrumentarien:
Große Fotos, kleine Texte und echte, abnehmbare Nisthilfen.

Inhalt:
Links oben geht es um die Mahd. Rechts daneben legen wir Wert darauf, daß auch Holz- und Steinhaufen, die auf den ersten Blick für viele nach “Unordnung” aussehen, einen wichtigen Zweck im ökologischen System des Gartens erfüllen.
Die Mitte der Tafel sticht hervor. Verschiedene Nistmöglichkeiten haben wir in Originalgröße gebaut und an die Tafel gehängt. Sie sind abnehmbar, so daß Interessierte sie von allen Seiten betrachten können. Unter den Nistkästen befinden sich Fotos der Nistkästen, damit die Ausstellung auch an Orten aufgestellt werden kann, wo keine Objekte gehängt werden können. Außerdem dienen sie als Aufbauhilfe für die Aufstellenden der Ausstellung.
Den Abschluss der Tafel bildet der Hinweis auf die mannigfaltigen Entspannungsmöglichkeiten im Apfelgarten: Hängematte, Kaffeetisch und Kinderspielplatz in einem.
Der Küstenapfelbaum trägt mittlerweile sein Sommerkleid; er freut sich an den vielen jungen Vogelfamilien.
Während es in den ersten vier Tafeln vordergründig um die Apfelgärten selbst ging, legen wir im zweiten Teil der Ausstellung den Schwerpunkt auf die soziale Komponente der Äpfel. Den Übergang bildet auf Tafel vier unten der Hinweis auf die Hängematte.

5 “Es war einmal...”

Ausstellung, Tafel 5 Ziel:
Diese Tafel soll vor allem die kulturelle und historische Bedeutung der Äpfel für die Menschen herausstellen. Sie bietet einen groben Überblick über die mehr als 2000-jährige Apfelkultur und gibt die Möglichkeit, daraus Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen. Darüber hinaus erhoffen wir uns von dieser Tafel einen Anstoß zu einem intergenerationellen Austausch innerhalb der Familie.

Zielgruppe:
Mit dieser Tafel wollen wir die ganze Familie ansprechen und vor allem ältere Menschen dazu einladen, sich zu erinnern und ihr vielleicht schon verschüttet geglaubtes Wissen über Äpfel an jüngere Generationen weiterzugeben.

Methodik:
Wirft man einen Blick auf die gesammelten Aberglauben, so wird klar, daß die Welt der Apfelgärten schon immer eng mit der Lebenswelt derer verknüpft war, die die Gärten anlegten. Folglich muss diese Tafel in erster Linie lebensweltorientiert ausgerichtet sein. Auch die Chronik der Kulturgeschichte des Apfel unterstreicht dies. Den Betrachtern soll klar gemacht werden, daß ihre Kulturgeschichte stark mit der des Apfels verbunden ist.
Die Anordnung der Tafel ist zufällig gestaltet, spielerisch und auf unterhaltsame Art informativ. Die gesammelten Aberglauben sollen verblüffen und zum Lachen anregen.

Instrumentarien:
Fotos (zum Teil mit Objekten ergänzt), kurze Aberglaubentexte und ein dickes, leinengebundenes Buch zum Blättern mit der Chronik der Äpfel.

Inhalt:
Um das Auge des Betrachters etwas zu beschäftigen, wählten wir für diese Tafel einen nicht zweispaltigen, sondern einen eher runden Aufbau. In der oberen Hälfte der Tafel ist mittig ein altes Schwarzweißfoto (Abzug eines Glas-Negatives von ca.1910) angebracht. Durch den ovalen Bildausschnitt auf rechteckigem Papierformat wirkt das Foto wie ein Guckloch in eine ferne Zeit. Rundherum haben wir kurze Textblöcke mit Aberglauben angeordnet. Diese sind teilweise mit Fotos illustriert, die ihrerseits wiederum zum Teil mit Objekten ergänzt sind.
Darunter befindet sich ein Pult. Auf diesem Pult liegt ein großes schwarzes Buch mit dem Titel : “Chronik”. Dieses Buch lädt zum Blättern ein. Je nachdem, wie viel Interesse der Betrachter hat, kann er hier die Geschichte der Apfelkultur in Europa von der Jungsteinzeit bis heute verfolgen. Die Seiten sind jeweils nur mit sehr wenig Text in einer altertümlich anmutenden, geschwungenen, recht großen Schrift gefüllt, so daß das Lesen nicht als anstrengend empfunden wird. Der Text ist so aufgebaut, daß unser Küstenapfelbaum die Geschichte seiner Ahnen erzählt. Er taucht in unterschiedlicher “Verkleidung" in den unterschiedlichen Textpassagen auf: in römischer Rüstung, mit “Sonnenkönig”- Perücke oder Seemannsmütze.
Der Sommer ist heiß: Unser Küstenapfelbaum trägt einen Strohhut und die ersten grünen Äpfel werden sichtbar. Er erzählt davon, wieviel Liter Flüssigkeit seine Blätter pro Tag verdunsten.

6 “Äpfel als Wohltäter...”

Ausstellung, Tafel 6 Ziel:
Die sechste Tafel zeigt die mannigfaltigen positiven Auswirkungen von Äpfeln und Apfelgärten auf unterschiedliche Lebensbereiche. Es geht also vor allem um “Vernunftgründe” für einen Apfelgarten.

Zielgruppe:
Wichtigste Zielgruppe ist hier die Familie. Aber nicht nur diejenigen, die einen Apfelgarten besitzen, sondern auch die, die ihre Äpfel im Supermarkt oder bei Verwandten und Bekannten besorgen. Vom direkten Wetterschutz für Haus und Hof, bis zur globalen Auswirkung auf das Weltklima oder Klappen, die Kinder gerne auf und zu machen, sind unterschiedlichste Interessen berücksichtigt. Die Heimwerkerin findet sich hier genauso wieder, wie der Hausmann.

Methodik:
Auf spielerische Weise werden einfache Ansätze zum alltäglichen Handeln angeboten. Komplexe Probleme, wie zum Beispiel das Erdklima, werden vereinfacht und durch Objekte be-greif-bar gemacht. Dabei werden die Vorteile von Apfelgärten von verschiedenen Fachrichtungen, wie Physik, Medizin, Ökonomie und Klimaforschung beleuchtet. Der Informationsgehalt der einzelnen Objekte verbindet verschiedene Bereiche. Ist die Grafik für Haus und Hof vor allem auf kognitive Weise informativ, stellt das Sparschwein den spielerischen Aspekt in den Vordergrund; die Weltkarte wiederum ist eindeutig politisch informativ und der “Klappenkasper” stellt die subjektiven Vorzüge von Äpfeln für jeden einzelnen heraus. Die Tafel “Äpfel als Wohltäter...” ist also eindeutig problemorientiert.

Instrumentarien:
Auf Holz gemalte Graphik mit Modellhäuschen und –bäumchen aus Kunststoff, ein mit Pappmaché verkleidetes Sparschwein und eine Weltkarte (aus einem alten Schulatlas), auf der mit roten Wollfäden und einem Modellflugzeug die Transportwege der Äpfel dargestellt sind. Der “Klappenkasper” ist aus Holz und wird in Kap. 4.2.4.3 näher beschrieben.

Inhalt:
Apfelgärten haben viele verschiedene positive Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche, dies wollten wir darstellen, ohne den Betrachter mit Text zu “erschlagen”. Aus diesem Grund bevorzugten wir auch hier wieder die Kombination von Graphik und Objekten. Das Häuschen und die Apfelbäumchen der Graphik “... für Haus und Hof” sind dreidimensionale Modelle aus dem Modelleisenbahnbau. Dadurch lässt sich die Eigenschaft von Apfelbäumen als Windschutz direkt er-fassen und es wird deutlich, daß Bäume, besonders Apfelbäume in der windigen Marsch unerlässliche Beschützer von Bausubstanz sind und zudem das Kleinklima um Haus und Hof deutlich verbessern.
Das Sparschwein, das jeder aus seiner Kinderzeit kennt, ist in unserem Kulturkreis das bekannteste Symbol für Sparsamkeit. Der Gedanke, ein echtes Sparschwein anzubringen lag also nahe. So machen wir deutlich, daß mit Äpfeln aus dem eigenen Garten Kosten für Supermarktobst, Apfelsaft und viele weitere Apfelprodukte gespart werden können.
Auch geographische Weltkarten wie auf der Tafel sind den Meisten aus der Schulzeit vertraut und nur wenige haben Probleme, ihren Wohnort bzw. ihr Heimatland zu lokalisieren. Gleichzeitig ist die Weltkarte auch Symbol für enorme Entfernungen, deren Verdeutlichung durch die Lage der Wollfäden an den äußeren Enden der Karte noch unterstützt wird. Der Betrachter sieht schon auf den ersten Blick, daß die meisten Supermarktäpfel etliche Kilometer hinter sich haben bis sie auf dem Küchentisch liegen. Der Klappenkasper animiert dazu, selbst tätig zu werden und seine einzelnen Klappen zu öffnen. Er zeigt die gesundheitlichen Vorzüge der Inhaltsstoffe eines Apfels.
Der Küstenapfelbaum zeigt nun stolz seine reifen Äpfel. Er verweist auf den unterschiedlichen Geschmack der verschiedenen Sorten (Lageräpfel).

7 “Bratapfel & Co”

Ausstellung, Tafel 7 Ziel:
Viele wissen, daß man aus Äpfeln Kuchen und Mus machen kann. Daß auch die Herstellung anderer Apfelprodukte gar nicht so schwer ist, wollen wir mit dieser Tafel zeigen. Mit unterschiedlichsten Rezepten und Ideen möchten wir den Betrachter anregen, etwas mit Äpfeln zu experimentieren und neue Produkte selbst herzustellen. Auf diese Weise erhoffen wir uns einen Reflexionseffekt über den direkten Bezug von Lebensmitteln und inwieweit die industriellen Verarbeitungen von Lebensmitteln schon alltäglich sind und kaum noch kritisch betrachtet werden. Mit eindeutig fragwürdigen Apfelprodukten aus der Industrie unterstützen wir solche Gedankengänge noch. Auch der intergenerationelle Austausch innerhalb der Familie soll gefördert werden, indem vielleicht so manche Oma in ihrem eigenen Rezeptbuch blättert und alte Familienrezepte neu auf den Tisch bringt.

Zielgruppe:
Auch hier eindeutig die ganze Familie: während die Einen vielleicht eher das Rezept für Apfelwein interessiert, blättern Andere im “Iffenser ApfelAllerlei” oder lassen sich erklären, wie einfach die Herstellung von Apfelessig ist. Kinder haben Spaß an den Apfelprodukten und am Schaubild zur Apfelsaftgewinnung, das im Stil der beliebten “Sendung mit der Maus” die einzelnen Schritte genau beschreibt.

Methodik:
Die Handlungsorientierung ist auf dieser Tafel ganz deutlich: jeder kann die gemachten Angebote ohne große Umstände annehmen. Auch vermeintlich komplexe Vorgänge, wie die Saft- oder Essigherstellung werden vereinfacht und damit leicht verständlich. Während die Interdisziplinarität bewußt zurück steht (es dreht sich vornehmlich um die häusliche Küche), ist die Lebenswelt des Betrachters der für jeden erkenntliche Ausgangspunkt dieser Tafel, alles kann in der eigenen Küche ausprobiert werden.

Instrumentarien:
Auf einer großen Grafik haben wir den Weg gezeichnet, der üblicherweise von denjenigen beschritten wird, die zum Saftpressen nach Iffens kommen. Aufgelockert wird die Grafik durch Fotos, die wir beim Apfelsaftpressen im Herbst 1998 gemacht haben.
Darunter kann man sich verschiedene Gäraufsätze genauer betrachten, wie man sie auch zur Herstellung von Apfelwein verwendet. Wir erklären hier selbstverständlich auch, wie man zu eigenem Apfelwein kommt.
Da Apfelessig immer beliebter wird - und dementsprechend immer teurer in Reformhäusern verkauft wird - erklären wir auf unserer siebten Tafel mit wenigen Worten, wie einfach und billig die Herstellung von eigenem Apfelessig (ohne unnötige Zusätze!) vonstatten geht. Ein kleines Fläschchen Iffenser Apfelessig hängt unter dem Text, so daß Neugierige auch einmal daran riechen können.
Und dann hängt da auch noch unser “Iffenser ApfelAllerlei”: ein Kochbuch, daß wir im Sommer 1998 zusammengestellt haben (siehe auch Kap. 5.2).
Heimlich mit einem Fragezeichen versehen, haben wir darunter einige Apfelprodukte befestigt, die nicht unbedingt dem sozialökologischen Ansatz entsprechen: Apfelchips in Plastikverpackung aus Granny-Smith-Äpfeln , Äpple-Minis von Nestlé und Apfelshampoo.

Inhalt:
Immer seltener wird die Herkunft und die Zusatzstoffe der im Supermarkt erworbenen Lebensmittel hinterfragt. Viele haben die von der Werbung gemachten Aussagen, kaufen sei doch viel einfacher, besser und billiger, als selbst herzustellen, mittlerweile unreflektiert verinnerlicht. Wir möchten hier zeigen, daß es auch anders und mit nur unbedeutendem Mehraufwand geht. Das Verhältnis zur eigenen Ernährung soll hinterfragt werden, indem einfache Alternativen angeboten werden, die überdies noch Spaß machen und damit die Lebensqualität heben.
Der herbstlich bunte Küstenapfelbaum berichtet von dem regen Treiben der Tierwelt um ihn herum. Alle Tiere laben sich nun an den Früchten, die heruntergefallen sind und die der Mensch nicht haben wollte.

8 “Wenn Morgen die Welt...”

Ausstellung, Tafel 8 Ziel:
Ähnlich wie bei der fünften Tafel geht es uns hier um die kulturelle Tradition von Äpfeln und Apfelgärten. Wir möchten zeigen, daß viele Kindheiten und Kulturen stark von der Apfelkultur geprägt sind, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.
Die Pinnwand in der unteren Hälfte dokumentiert den Aktualitätsanspruch, den wir an diese Ausstellung haben, werden auf ihr doch ständig die neuesten Termine, Tips und Adressen bereitgehalten.

Zielgruppen:
Diese Karte ist eher für “ältere Semester” gedacht, die sich zum Einen an alte Kinderlieder und Gedichte erinnern sollen, andererseits aber auch über aktuelle Termine informiert werden, zum Beispiel für einen Baumschnittkurs, den sie vielleicht mitmachen möchten. Für Kinder ist diese Tafel eher interessant, wenn Erwachsene die Lieder mit ihnen singen oder ihnen die Gedichte vorlesen.

Methodik:
Um Probleme geht es auf dieser Tafel eigentlich nicht mehr, sie ist gedacht als Ausklang, der noch einmal Emotionen aufkommen lässt. Die Handlungsorientierung andererseits wird mit den aktuellen Terminen und dem Aufruf zur Teilnahme klar in den Vordergrund gestellt. Die große Disziplin, unter der die letzte Tafel steht ist die Lyrik, andere Fachgebiete werden, je nach Termin, nur auf der Pinnwand berührt.

Instrumentarien:
Die Überschrift haben wir abgeleitet aus dem Lutherspruch: “Wenn ich wüsst‘, daß morgen die Welt untergeht, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen”. Dieser Spruch befinden sich unter anderen in einem der 12 Bilderrähmchen, die wir auf der oberen Hälfte der Tafel befestigt haben. Auf farbigen Papier findet sich hier eine Auswahl bekannter und weniger bekannter Sprüche, Gedichte und Kinderlieder zum Thema Apfel. Das Ganze sieht aus wie die Ahnengalerie in Omas Wohnzimmer.
Darunter hängt eine große Pinnwand. Sie dient der Bekanntgabe wichtiger Termine; auf ihr finden sich wichtige Adressen (Internet-Adresse der Umweltstation, andere Apfelinitiativen etc.) und manchmal hängen auch ein paar lustige Fotos des Iffenser Lebens mit den Äpfeln hier. Post von anderen Organisationen, die zum Thema arbeiten, stecken wir ebenfalls an die Pinnwand.
Wir, die MitarbeiterInnen der Ausstellung bzw. das Iffens-Team, verabschieden uns am rechten unteren Tafelrand mit einem Foto.

Inhalt:
Gedichte, Kinderlieder und Sinnsprüche werden über viele Generationen hinweg immer wieder weitergegeben und fast jeder kennt den ein oder anderen. Dies wollten wir mit den Bilderrahmen im Stil der großmütterlichen Ahnengalerie verdeutlichen. So wird ein Bogen geschlagen von längst vergangenen zu noch nicht geborenen Generationen, der letztendlich zu den aktuellen Terminen des Alltags führt.
Mit der Pinnwand zeigen wir außerdem noch, daß das Projekt “Apfelgärten im Seewind” noch nicht abgeschlossen ist und die Betrachter noch die Möglichkeit haben, sich in der ein oder anderen Weise daran zu beteiligen. Auf jeden Fall wird zur weiteren Verfolgung des Projektverlaufs angeregt.
Der Küstenapfelbaum begibt sich in den Winterschlaf und verabschiedet sich bis zum nächsten Frühling. Er ist nun zugeschneit, in seinen Ästen wachsen Misteln und er hat die Schiffermütze gegen eine Wollmütze eingetauscht.


Die Besucherstory

Im Vorfeld unserer Ausstellungsgestaltung haben wir verschiedene Ausstellungen in Umweltzentren, Wattenmeerhäusern, beim Wasserwirtschaftsamt etc. besucht, um uns ein Bild der Ausarbeitung ähnlicher Ausstellungen bzw. ähnlicher Ziele und Zielgruppen von Ausstellungen und deren Übertragung zu machen. Dabei hinterfragten wir die Didaktik kritisch und erarbeiteten auf der Grundlage der von der Umweltstation entwickelten Methoden daraus einen Katalog, nach dem wir unsere Ausstellung aufbereiten wollten. Wir nennen ihn die “Besucherstory”. Jede Ausstellung sollte unseres Erachtens über eine Besucherstory verfügen. Damit ist gemeint, daß die Besucher sich zu jedem Zeitpunkt ihres Besuches aufgehoben fühlen und wissen, woran sie sind. Es soll ein Kommunikationsprozess stattfinden. Dieser beinhaltet die Begrüßung, das Herantasten an die Materie, das “Gespräch”, den Abschied und die Erinnerung und Aufarbeitung des Erlebten.

Erstes Signal/Blickfang/Begrüßung/Was gibt mir die Hand?
Da die Eingangssituation für die Akzeptanz einer Ausstellung mit ausschlaggebend ist, wollten wir ein fröhliches, aufmerksamkeiterregendes Begrüßungssignal entwerfen, welches die Besucher einstimmt auf die Ausstellung: Es geht um ernste Dinge, aber wir wollen auch Spaß daran haben!!! Wir brauchten einen Blickfang für unsere Ausstellung, ein Signal, das auch im Chaos der Umweltstation nicht unterging. Daraus ergab sich zu allererst: ES muss groß und bunt sein. Was lag also näher, als einen großen Pappmachéapfel zu bauen?! Er dient nun als Blickfang und gleichzeitig als Begrüßung, die die Besucher der Ausstellung in die richtige Stimmung versetzt.

Lenkungssystem
In unserer Ausstellung kann jede Tafel für sich betrachtet werden, da sie ein eigenständiges Thema beleuchtet. Dennoch haben wir eine Reihenfolge vorgesehen, die uns sinnvoll erscheint: Von der Vorstellung des Projekts über die spezifische Situation der butjenter Obstwiesen leiten wir über zur Ökologie der Apfelgärten und kommen schließlich zu den konkreten Pflegemaßnahmen und Wohlfühlvorschlägen. Die Wohlfühlvorschläge auf Tafel vier unten leiten über zum Oberthema der Tafeln fünf bis sieben: Die Belange der Menschen von der Geschichte über die Gesundheit hin zu den leiblichen Genüssen im einzelnen.

Um diese Reihenfolge einzuhalten, genügte es uns aber nicht, die Tafeln nur in der richtigen Reihenfolge aufzustellen (rechts beginnend, da der Gang durch eine Ausstellung andersherum als die Leserichtung eingeschlagen wird), sondern wir führten außerdem noch einen roten Faden ein: den Küstenapfelbaum-Comic, der die Rolle des “Ausstellungsnavigators” übernimmt (vgl. Kap. 4.2.3.3).

Verweildauer
Eine Ausstellung darf nicht zu lange dauern, irgendwann ist die Energie und das Interesse – auch etwas noch so spannendes – zu lesen und zu betrachten, verschwunden. Deshalb achteten wir bei der Gestaltung der Tafeln darauf, daß die Verweildauer bei den einzelnen Tafeln nie lange sein musste, um einen Überblick über die Inhalte zu bekommen. Wer sich genauer angesprochen fühlt, kann sich aber individuell noch mehr in das Thema vertiefen (z.B. Bilderklappen auf Tafel 1).
Bei Konzeption der Ausstellung gingen wir von einer Gesamtbesuchsdauer von 45 – 60 Minuten aus. Dies entspricht der Dauer einer regulären Schulstunde, also einem Aufmerksamkeitszeitraum, der zumindest Schülern vertraut ist. Auch andere Bildungsangebote sind meist für diesem Zeitraum konzipiert. Für den Betrachter hat das zur Folge, daß er nach der letzten Tafel das Gefühl hat, er hat sich eingehend (weil lang genug) mit dem Thema beschäftigt. Wäre die Zeit kürzer würde eventuell ein “War-das-schon-alles?-Gefühl” auftreten, bei größerem Zeitaufwand würde ein Gefühl der (zeitlichen) Überforderung eventuelle positive Lerneffekte wieder relativieren.
Für die Konzeption der einzelnen Tafeln ergab sich so eine durchschnittliche Verweildauer von fünf bis acht Minuten, die wir von Anfang an immer wieder kontrollierten.

Aha-Effekte
Wir haben uns bemüht, mit jeder Tafel Verblüffung und/oder einen Aha-Effekt zu erzielen. Verblüffung hilft, die Leute neugierig zu halten und lässt sie auch auf den nächsten Tafeln genauer hinsehen. Aha-Effekte - also Verblüffung erzielt durch Informationen, mit denen man in diesem Zusammenhang nicht gerechnet hätte – sollen außerdem für Nachhaltigkeit des Erlebten sorgen, damit die Ausstellung nicht nur nett anzusehen ist, sondern auch in Erinnerung bleibt und einen Lerneffekt nach sich zieht.

Abschied
Wie bei jedem öffentlichen Ereignis, ist auch bei einer Ausstellung ein deutliches Ende von Nöten. Dieses Ende findet sich in unserer Ausstellung auf Tafel 8. Auf dieser Tafel finden sich eigentlich keine relevanten Neuigkeiten bzgl. der Inhalte der Ausstellung mehr. Die Gedichte bilden einen harmonischen Ausklang. Die Pinnwand weist darauf hin, was außer der Ausstellung noch stattfindet, der Blick richtet sich also von der Ausstellung weg, hin zu neuen “Abenteuern”!
Das Foto schließlich, auf dem wir unser wahres Gesicht präsentieren, bildet den endgültigen Abschluss, es dient als Visitenkarte und als Signatur. Dadurch wird die gesamte Ausstellung personifiziert, wodurch die Grenze zwischen den Machern und den Besuchern der Ausstellung verwischt wird. Nicht zuletzt wird damit auch ein emanzipatorischer Umgang von Ausstellungsmachern und –besuchern betont. Die Menschen, die sich die Ausstellung anschauen, sollen sehen, daß die Ausstellungsmacher auch nur Menschen sind, damit fehlbar aber vor allem ansprechbar. Jetzt kennt uns jeder! Wenn’s noch Fragen gibt, weiß man nun, daß die, die da hinten in der Ecke hocken, verantwortlich für die Ausstellung und ergo gnadenlos ausquetschbar sind.

Mitnehmobjekt
Damit die BesucherInnen länger von der Ausstellung profitieren, sind Mitnehmobjekte wie Broschüren oder Ausschneidebögen ein sinnvolles Gimmick. Diesen Aspekt erläutern wir ausführlich im Kapitel 5.2.

Was erzähl ich darüber?
Der pädagogisch wichtigste Punkt der Besucherstory, ist die Erinnerung. Was genau nehmen die Besucher mit nach Hause? Wovon berichten sie den Daheimgebliebenen?

Wenn wir alles richtig gemacht haben, so bringt jedes Familienmitglied etwas anderes mit. Und so können sie sich im Gespräch gegenseitig erinnern.

Erklärungen zur Philosophie der Besucherstory


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