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Iffens Art 2009

Die Kunstaustellung in der Umweltstation Iffens.

1. Die Einladung
2. Die Vorstellung der KünstlerInnen
3. Die Rede von Reinhard Komar zur Eröffnung
4. Das gute Essen vom Biolandhof Pfleiderer
5. Die Berichte in den Tageszeitungen
6. Fotomix

7. links und Hinweise

Einladung an alle Iffens-Freundinnen und -Freunde

Am Pfingstsamstag, den 30. Mai eröffnen wir die Ausstellung IffensArt 2009.

Die beteiligten sechs Künstlerinnen und Künstler werden bei der Ausstellungseröffnung anwesend sein.

Beginn: 18:00 Uhr in der Umweltstation Iffens

Grußwort: Wolfgang Meiners, Iffens

Einführung: Reinhard Komar, Institut für Designforschung, Oldenburg

Musik: Seewind

Essen: Biolandhof Pfleiderer, Münsingen

Die Künstlerinnen und Künstler


Die Umweltstation Iffens besteht schon seit 30 Jahren. Immer wieder beherbergt sie viele Künstlerinnen und Künstler , die nach Butjadingen kommen um zu arbeiten oder Ideen zu tanken.
Der gemeinnützige Verein Umwelterziehung Iffens e.V. finanziert einige Praktikantenstellen und Künstlerstipendien. So haben alle sechs ausstellenden Künstlerinnen und Künstler ihren Aufenthalt in Iffens für ihre Inspirationen nutzen können.

Lorenzo de Felici

Lorenzo de Felici
Lorenzo de Felici war 1999 für ein Praktikum in der Umweltstation.
Lorenzo in Iffens

Autobiografie:
Lorenzo de Felici ist 1983 in Frascati 20 km südlich von Rom geboren. Viele Jahre versucht er im Park in der Nähe seines Elternhauses ein Rad zu schlagen. Er fällt immer hin. Dann hat er sich ins klassische Gymnasium eingeschrieben, um auf andere Gedanken zu kommen. Danach studiert er Film an der Universität und besucht eine Zeichenschule für Comic-Zeichnungen, weil es für ihn die einzige Aktivität ist, die ihm Zeit gibt, weiter mit dem Radschlagen zu trainieren. Seit drei Jahren arbeitet er als Illustrator, Colorist, Storyboard Artist und Grafiker. Das Rad gelingt noch nicht ganz rund, aber es ist schon viel besser geworden." Lorenzo war mit drei Jahren zum ersten Mal in Iffens.

Wie können wir deine Kunst nennen, die du ausstellen wirst? haben wir ihn gefragt und das ist die Antwort.

Diätrock

Diät und Rock sind zwei anscheinend weit entfernte Konzepte: der exzessive Rock und die strenge Kontrolle einer Diät.
Ein starkes Oxymoron (Widerspruch in sich) aber auch eine lustige Vorstellung. Eine Ausstellung, sagt Lorenzo, die zusammengesetzt aus einer Reihe von Zeichnungen, Tafeln, Karikaturen und ilustrierten Sprüchen/Slogan ist, ist eine Einladung niemals Angst zu haben, Dummheiten zu sagen. Weil die Dummheit sich in der Eleganz versteckt.

Autobiografia:
Nasce nel 1983 a Frascati, vicino Roma. Per molti anni si impegna a fare la ruota nel parco sotto casa ma senza molto sucesso.
Cade sempre. Cosi si iscrive al liceo classico per distrarsi.
Sucessivamente studia cinema all´università e frequenta una scuola fumetto, perchè è l´unica attività che gli può lasciare tempo libero per allenarsi a fare la ruota.
Da tre anni lavora come illustratore, colorista, storyboard artist e grafico.
La ruota ancora non gli riesce bene, ma è migliorato.

Abtract:
Diet Rock, due concetti apparentemente lontani, il rock dell`eccesso conto il controllo della dieta.
Un´ossimoro difficile e insieme divertente da imaginare.
Composta da una serie di disegni, tavole, vignette e slogan illustrati, l´esposizione è un invito a non avere mai paura di dire stupidaggini.
Perchè nella stupidità c´è nascosta dell`eleganza.

Manlio Marcheggiani

Manlio

Manlio ist Italiener.
Nach zahlreichen Reisen durch Europa lebte er viele Jahre in Freiburg.
Dort stellte er auch seine Fotos aus.
Seit 2000 lebt er in Iffens.

Christine Pape

Christine

Über die Künstlerin
Christine Pape lebt und arbeitet seit 2003 als bildende Künstlerin in Butjadingen.
Im Oktober 2007 eröffnete die gelernte Goldschmiedin und Autodidaktin das Atelier im Grodenhaus in Stollhammer Deich 20, Butjadingen.
Dort widmet sie sich der Acryl- und Aquarellmalerei, sowie deren Mischtechniken.
Die Bilder spiegeln innere Welten wieder und sind somit authentisch, einzigartig und keiner Stilrichtung zuzuordnen.
Ausstellungen 19.04.09 Offenes Atelier, Atelier im Grodenhaus, Butjadingen
01.-03.09 Stadtliches, Kanzlei Bünnemann und Rohr, Oldenburg
01.-05.09 Große Formate im Güterschuppen, Theater Fatale, Nordenham
01.11.2008 Ausstellung im Landcafé Löwenstein, Ganderkesee
05.10.2008 Märchenhafte Bilderwelten in der Kanzlei Bünnemann und Rohr, Oldenburg, zusammen mit Martina Hanfeld
12.10.2008 Stadtliches, Arcylmalerei im Atelier im Grodenhaus, Butjadingen
9./10.08.08 Märchen am Meer, Atelier im Grodenhaus, Butjadingen, zusammen mit Martina Hanfeld
13.04.2008 Tag des offenen Ateliers, Atelier im Grodenhaus, Butjadingen
2007 Dez., Bad Pyrmont, Café Bistro Vangelis, bis Mai 2008
2007 Dez., Ostrittrum, Märchenhaftes in der Wassermühle
Aug., Baumklettergarten Mitteldeich, Kunst im Garten
Juni/Juli, Stollhamm, Autohaus Stolle
Mai, Umweltstation Iffens, Klassikseminar
Stipendiatin am ZWW, Universität Oldenburg, Professionalisierung und Fachberatung für Kunst- und Kulturschaffende
Feb./März, Handwerksmuseum Ovelgönne, Sonderausstellung Schmuck
2005 Dieckmannshausen, Wasserpreis 2005 des OOWV (Oldenburgisch Ostfriesischer Wassererband), Gewinnerin des Kreativpreises
2004 Bad Pyrmont, Bistro Vangelis, Ausstellung Gedankenflüge
2001 Butjadingen, Umweltstation Iffens, Dauerausstellung Musikalischer Geisterkonvent
2000 Osnabrück, Packpapierverlag Osnabrück, Veröffentlichung Der Iffenser Geisterkonvent
1995 Butjadingen, Umweltstation Iffens, Dauerausstellung Der Iffenser Geisterkonvent
seit 1994 Illustrationen für Texte und Projekte der Umweltstation Iffens

1994/95 absolvierte sie ein FÖJ (Freiwilliges ökologisches Jahr) in der Umweltstation Iffens.

Nada Heller

Nada

geboren in Srbobran im ehemaligen Jugoslawien
Studium der Kunst, Sprachwissenschaften und Informatik in Novi Sad
Aufbaustudium Sprachwissenschaft mit Informatik an der Sorbonne, Paris V
1980 Ankunft in Deutschland
Lehrtätigkeit in verschiedenen Fächern
Gleichzeitig zeichnet sie alles, was herum liegt
Beteiligung an Gruppenausstellungen in Deutschland genauso wie in Frankreich

Warum immer kaputte Blätter?

Ich kann die Leidenschaft, die Horst Janssen bei seiner Arbeit gespürt haben muss, nachempfinden.
Es gibt keine guten oder schlechten Themen zum Zeichnen.
Eine geschrumpfte Birne ist für mich genauso schön wie eine frische.
Die Blätter sind mir so nahe in den Stunden, in denen ich sie zeichne.
Ich gebe ihnen dann, wenn sie nur noch von vielen als lästig empfunden werden, die Möglichkeit, noch einmal aufzuleben.
In ihnen gibt es noch so viel Lebenskraft und Spannung. Ich finde sie schöner als frische Blätter. Jedes hat eine ausgeprägte Persönlichkeit.
Sie ähneln einander nicht so sehr wie in der Jugend, da sie unterschiedliche Leben durchgemacht haben.
Alle hatten sie, bevor ich sie aufhob, noch einen Flug erlebt - womöglich einen wilden, durch starken Wind verursacht, oder nur ein einfaches Schweben, ein gemächliches Gleiten zur Erde.
Je nachdem wurden die einen mehr, die anderen weniger in Mitleidenschaft gezogen.
Mich reizen vor allem diejenigen, die stärker vom Leben gezeichnet sind.

Nada macht Zeichnungen, Portraits, Illustrationen, Bildbearbeitung am Computer und Präsentationen.

Nils Heller

Nils

Nils Heller hat seine Begeisterung für die Makrofotografie bereits in seiner Kindheit entdeckt.
Insbesondere die Welt der Kleinlebewesen, wie Spinnen und Insekten, bot ihm hierbei eine Fülle an spannenden Motiven.
In den letzten Jahren hat sich sein fotografisches Interesse - und damit auch Repertoire - stark erweitert.
So kamen z.B. die Portrait- und Architekturfotografie dazu, und die Verfügbarkeit der digitalen Technik erlaubte ihm neue kreative Ansätze bei der Nachbearbeitung.
Die ursprüngliche Faszination dafür, das kleine , auf den ersten Blick unscheinbare oder gar unsichtbare,
sichtbar zu machen und in Szene zu setzen, ist aber nach wie vor die treibende Kraft seiner fotografischen Tätigkeit.

Nils verbrachte im Sommer oft seine Ferien in Iffens.
Er hatte sich dann auf die Suche nach Spinnen und Krebsen gemacht.
Bei uns hat er viele interessante Exemplare gefunden.

Vera Zamurovic

Vera

Geboren in Melenci, ehemaliges Jugoslawien
Malereistudium bei Professor Bogumil Karlavaris in Novi Sad,Aufbaustudium im Atelier von Alexander Lakic, Novi Sad
Sie arbeitete 35 Jahre beim RTV Novi Sad,
Ihre tägliche Morgensendung für Kinder „Hallo Mädchen, Hallo Jungen“ waren mehrfach preisgekrönt.
U.a. bekam sie alle drei Preise für Innovation, Arbeit mit Kindern, und für die Sendung im Jugoslawischen Rundfunk beim Festival in Ohrid 1988.
Seit 1991 ist Vera in Deutschland.
Sie lebt und arbeitet in Warmbronn bei Stuttgart als freischaffende Künstlerin.Ihre Ausstellungen konnten in Deutschland und Slowenien bewundert werden.
Sie gibt u.a. Malkurse für Kinder und Migrantinnen
In Iffens war ihre Ausstellung im Rahmen von Kunst im Seewind 2006 unter dem Titel: Secanja und Begegnungen zu sehen.
Vera Zamurovic konnte ihre Sommer- Aufenthalte in Iffens für die Schaffung vieler neuer Werke nutzen.

2008 machte Vera an einem Schreibwettbewerb in Böblingen mit folgender Geschichte mit.
Das Thema war vogegeben:

Reisen bildet

Als man mich über den Schreibwettbewerb zum Thema Reisen bildet informiert hat und über die Möglichkeit daran teilzunehmen, stand ich plötzlich vor einem Dilemma.
Über welche Bahnreise soll ich schreiben? Soll ich über jene Bahnreise schreiben, wo schon die Reise selbst sehr aufregend war.
Zum Beispiel als ich mich im Schlafwagen plötzlich mit einer unbekannten Frau befinde, die die ganze Nacht Männerbesuche auf dem unteren Bett empfängt.
Oder soll ich über eine Reisende berichten, die ihren Koffer geöffnet hat, in dem ein ganzes Spanferkel liegt.
Jede Reise hat einen bestimmten Anfahrts- und Abreisetag.
Aber die Reise zu meiner Tochter, die damals schon 25 Jahre in Deutschland lebte, hatte einen genauen Reisebeginn, aber die Rückkehr nach Hause hat sich überraschenderweise als Ungewiss gezeigt.
Meine Heimat wurde von Hass zerstört und ich bin jetzt schon seit 15 Jahren in Deutschland.
Während dieser Zeit habe ich nicht nur die Schönheit dieses Landes kennen gelernt, sondern immer wieder das Gute im Menschen erlebt.
Ich bin in ein Land gekommen, dessen Sprache ich nicht gesprochen habe, ein Land, das ich nur von Filmen und von Postkarten her gekannt hatte.
Als ich angefangen habe, die Sprache zu lernen, hat man mich immer gefragt, woher ich komme.
Meine Antwort: -aus Jugoslawien - hat bei den Menschen bewirkt, dass die Gesichtszüge ernst wurden und das Gespräch schnell zu Ende war.
Langsam habe ich mich in der neuen Umgebung eingelebt und neue Freundschaften geschlossen.
Meine neuen Freunde haben sich bemüht, mein Leben in Deutschland so angenehm wie möglich zu machen, sie haben mir die Sehenswürdigkeiten des Landes gezeigt, und ich habe nicht nur erfahren, wie schön ein Land sein kann, sondern auch wie groß die menschliche Seele und Güte sein kann.
Dank dieser Freunde habe ich endlos viel gesehen.
Es ist schwer zu sagen, was mich am meisten begeistert hat.
Waren das die Düfte aus dem Mittelalter im Kloster Maulbronn, das Wasser im Frühling im Schwarzwald, Barbarossas Strassen, ein antikes Theater in der Natur oder das sehenswerte Ulmer Münster.
Man hat mir Museen gezeigt und Galerien, und oft war ich zu Geburtstagen oder freundlichen Gesprächen im Garten eingeladen.
Dies alles hat mir geholfen, weniger über meine unglückliche Heimat nachzudenken, die inzwischen gar nicht mehr existiert.
Meine neuen Freunde haben sehr gut gespürt, wie ich mich fühle. Jeder von ihnen hat es auf seine Art und Weise verstanden, mir das Leben zu erleichtern.
Es gibt viele Menschen auf der Welt, die wir über Filme und Bücher kennen lernen, aber erst wenn wir uns direkt begegnen, entwickeln wir unsere persönlichen Überzeugungen und das Bild von anderen wird vertraut.
Den Sommer habe ich immer im Norden an einem kleinen Ort an der Nordseeküste verbracht.
Dort in Iffens hat sich mein Glaube an die Schönheit der menschlichen Seele mehrfach bestätigt.
In Butjadingen, einer kleine Halbinsel weit weg von Warmbronn in klarer Natur und weitem Himmel, steht die Umweltstation als Oase von Frieden und Freundschaft.
Wolfgang und Bärbel bieten vielen Menschen die Möglichkeit, Ferien in gesunder Umgebung zu verbringen.
Jeder darf das machen, wozu er Lust hat, sei es im Chemielabor sich zu betätigen oder Erbsen zu pflücken, Heu an Schafe zu füttern oder einfach den Tag zu genießen und Musik zu hören.
Diese Umweltstation hat ihre eigene Vergangenheit. Sie bewahrt, wie es früher war.
Im großen Pferdestall, in dem sich immer noch die Futtertröge befinden, ist heute ein großer Speisesaal.
Alles ist Vergangenheit und Gegenwart zugleich.
Wo immer möglich, darf sich die Natur frei entfalten. Rhabarber wächst wild im Garten, ein Apfelbaum trägt viele Früchte ohne jegliche Chemie, und man trinkt täglich Apfelsaft statt Wasser.
Dazu kommt, dass die Nordsee mit ihren aufregenden Phänomenen von Ebbe und Flut, in der unmittelbaren Nähe ist. Eine unsichtbare Kraft bewegt das Wasser Richtung Küste und erinnert uns, wie winzig der Mensch im Vergleich zur Natur ist.
Alles ist riesig in Iffens. Der Himmel, die See, die Felder und die Freundschaften, die da geschlossen werden bleiben für immer.
Man sagt, dass die Kunst den Staub von der Seele wischt.
Ich meine, dass dies auch die Umweltstation macht.

Die

Rede von Reinhard Komar, Institut für Designforschung


zur Eröffnung der Ausstellung am Sa. 30.5. 18:00 Uhr

Liebe Künstlerinnen und Künstler, die sie hier ausstellen,
Liebe Freundinnen und Freunde der Umweltstation Iffens,

herzlichen Dank für Eure Einladung an mich, hier heute in die Ausstellung einführen und einige Gedanken zu 30 Jahre Umweltstation Iffens vortragen zu dürfen.
Fünfzehn Jahre ist es nun her, dass wir das erste Mal hier in der Umweltstation zusammen saßen – es ging damals darum, die Wesermarsch als Praxisfeld für unser Projekt „Sustainstainable Landuse” – also „Nachhaltige Landnutzung” – an der Universität Stuttgart zu gewinnen. Leider kam diese Zusammenarbeit damals nicht zustande ... heute stünde einer Internet-basierten Zusammenarbeit kaum etwas im Wege, 1994 war die Entfernung zwischen Nord und Süd einfach noch zu weit.

Es ging damals darum, die Widerstandsfähigkeit – Resilienz – und Verletzlichkeit – Vulnerabilität – von Landschaften zu erfassen, um der weit verbreiteten, oftmals auch auf Unwissen basierenden Umweltzerstörung ein Kataster möglicher Landnutzung entgegen zu setzen, um dem Umweltgestalten nicht nur das Verbrauchen, sondern auch das Erhalten, insbesondere jedoch das Entwickeln zu ermöglichen. — Die Marschlandschaft der Wesermarsch ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und sie sollte als eine ökologisch-charakteristische Landschaft in Deutschland in dieses Projekt einbezogen werden.

Das dann entstandene Land- und Ökologiekataster in Baden-Württemberg wurde inzwischen weltweit zum Vorbild genommen ... ich bin mir sicher, dass auch die Biosphärenregion Wesermarsch einmal wirtschaftliche Modellregion werden könnte, weil die Marschlandschaft einzigartig ist und weil ihre ökologische, soziale und kulturelle Entwicklung durch umweltgerechte Nutzung zukünftig weiter entfaltet werden könnte ...

Um so mehr freut es mich auch persönlich, dass Sie als Künstler sich ebenfalls der in vielerlei Hinsicht einzigartigen Wesermarsch zugewandt haben und ihren Reichtum als Quelle nutzen – sei es zur künstlerischen Inspiration oder auch zur persönlichen Kontemplation – oder auch zur Mitarbeit beim herbstlichen Pressen des Kulturapfels.

Ohne Zweifel bietet die Umweltstation Iffens eine Herberge für beides und ist Lernort darüber hinaus – aber darauf komme ich später noch zu sprechen ...

Mein Vortrag heute umfasst drei Teile.

– Im ersten Teil möchte ich Ihnen die sechs Künstler vorstellen und auf Ihre Werke, auf das Generische und Spezifische Ihrer Werke hinweisen,
– um dann im zweiten Teil künstlerische Produktion in einen größeren Zusammenhang von Kunst und Kultur, Natur und Umwelt, zu stellen, was heute aus Gründen der Umwelt- und Klima-Debatte überaus wichtig wird,
– um dann im dritten Teil schließlich darauf hinzuweisen, dass die Umweltstation Iffens – die sich nun seit 30 Jahren bewährt hat – ein wichtiges Laboratorium der kulturellen Bildung ist, Naturwissen, Kulturwissen und Regionentwicklung in ein richtiges Verhältnis zu bringen — darin sollte die Umweltstation vielmehr als bisher erkannt und öffentlich gefördert werden!

Du, lieber Wolfgang, gehörst zu denjenigen, die mit ihren Ansichten über Natur- und Umweltschutz schon lange Recht hatten – die insbesondere in den letzten 50 Jahren ins umfassende gesteigerte Macht des Wirtschaftens kann nur im Einklang mit der Natur sein oder das Wirtschaften wird bald nicht mehr sein. — Aus diesem Grunde gehörst Du heute ebenfalls auf die Tribüne dieser Ausstellungseröffnung!

Liebe Künstlerinnen und Künstler,
… Lorenzo de Felici, Nada Heller, Nils Heller, Manlio Marcheggiani, Christine Pape und Vera Zamurovic …

Die Themenstellungen, denen Sie sich als Künstlerinnen und Künstler in Ihren Werken widmen, werden in der Geschichte und Kritik der Kunst und Gestaltung immer wieder neu verhandelt; auch in der Literatur und zu weiteren Anlässen. —— Ich möchte hier an Ihren Wer- ken jedoch einige Seiten hervorheben, die Sie als Gäste und Ausstellungsbesucher vielleicht mit mir teilen können:

Sind sie nicht von hervorragend beeindruckender Faszination, die makrofotografisch präsentierten Lebewesen von Nils Heller – sollten sie nicht Germany's next Top-Modells sein in einer ökologisch verstandenen und geachteten belebten Umwelt? Zeigen sie uns nicht Mitlebewesen um uns herum, deren Belastbarkeit und Verletzlichkeit wir offensichtlich nur erspüren können, wenn sie uns in Vergrößerung auf gleicher Augenhöhe begegnen. Gerade Kinder und Jugendliche sollten mit einem solchen Naturwissen die Empathie aufbauen können, die wir brauchen, um uns umwelt-ethisch zu bilden und ebenso zu handeln.

Jedes Bild von Manlio Marcheggiani weist uns auf unsere Kraft hin, Natur- und Kulturschönheit wahrzunehmen und darauf, wie diese mit allen Aspekten und Dingen unseres Daseins verbunden sind. Und Manlio sucht und nutzt jede Chance, uns den Blickwinkel zu dieser Wirklichkeit zu öffnen, die so ungeheuerlich vielfältig ist, so reich im Detail und allein in der Lage ist, uns zu binden …

Und sind es nicht die vielfältigen Werke von Nada Heller, die uns die Verletzlichkeit und Vergänglichkeit wesentlich realistischer vor Augen führen, als uns die unseren Alltag durchziehenden Bilder der Medien glauben lassen wollen? Es gibt ihn, den sensibel und fragil gehaltenen Bezug zu Wirklichkeit und Leben! Es gibt ihn jenseits der Bildgewitter mit verfremdeten Photoshop-Spielereien, die uns tagtäglich zugemutet werden – ja, mit denen unsere sinnliche Wahrnehmung förmlich zugeschüttet wird.

Sehen lernen — Wir müssen wieder sehen lernen! zeigt uns die vitale Ausstrahlung und Empathie der Bilder von Vera Zamurovic. Vera arbeitete viele Jahre als Journalistin, sie weiß, was Kommunikation mit Texten und Bildern heißt. Ihre Werke zeigen: Formen und Farben haben uns – für immer — und das ist der glückliche Sinn: Wir und unsere Formen und Farben sind eins. Wir sind Sehende und so sehend Erlebende …

Und dann ist da die Kraft der Phantasie einer Christine Pape, die uns mitnimmt auf die Reise, in den Bann zieht mit bildlichen Wunschträumen und Schmuckfabelwesen; man sieht ihren Werken an, dass sie das Gold schmieden gelernt hat – ihre Werke beinhalten noch dieses Faszinierende, dem Stoff etwas abzuringen, ihm Form zu geben und zum Glänzen zu bringen.

Für einen Künstler wie Lorenzo de Felici gibt es eigentlich nur noch zwei Grenzen, die Grenzen eines Blattes und die Grenzen von Phantasie und Vorstellungskraft, in deren Überschreitung er formuliert – und die Grenzen seiner engagierten Phantasie, er kostet sie förmlich aus in der Komposition von Figuren, und er zieht uns hinein, in seine sequenziellen Bildgeschichten, die eine hohe Prägekraft entfalten – sie macht ihn zu einem genialen Illustrator und Grafiker, der seinerzeit in seinem Praktikum hier, selbst diese Halbinsel Butjadingen zum Schweben brachte …

Meine Damen und Herren,

Wo steht die Kunst heute? Scheinbar boomt die Kunst, von allem gibt es mehr … nur von einem gibt es weniger: Kriterien und Orientierung.
Wenn wir von Kriterien sprechen: Welchen Wert meinen wir? Kultwert? Ausstellungswert? Marktwert? Künstlerischer Erfolg? Welche Kriterien gelten dafür? Heißt erfolgreich sein auch bedeutend sein? Wer entscheidet über den kunsthistorischen Wert? Sind Künstlerinnen und Künstler kunsthistorisch relevant, weil ihre Werke hohe Preise erzielen und über gut funktionierende Kombinate der Bedeutungserzeugung verfügen?

Was wollen, erwarten wir von der Kunst? Wer bestimmt, was hohe und oder gute Kunst sei? Kunst war immer mit religiöser oder weltlicher Macht verbunden, diente der Vermittlung und Festigung symbolischer Ordnungen, der Repräsentation oder der Legitimation von Machtinteressen. Wie aber sieht es in der Praxis aus?

Was ist mit den Praktiken der Kunst? Und was ist mit den Praktiken des Lebens? Sind institutionelle und emanzipatorische Interessen wieder zusammen zu bringen? Wo findet ein Diskurs über Inhalte/Gehalte und Funktionen von Kunst statt? Was bedeutet der Kreativ-Wettbewerb in unserer Gesellschaft? Was wird dort verhandelt? Schaffen wir es unseren Lebensstil zu ändern, den Hunger nach Bildern einer Nachhaltigen Entwicklung zu stillen? Was können einzelne Werke der Kunst und Gestaltung zu den Vorstellungen von den Aufgaben und Möglichkeiten der Kunst wirklich beitragen? Genügt es, das Bestehende zu perfektionieren? Kommen wir aus der virtuellen Realität zurück ins echte Leben? Von welcher Kunst sprechen wir?

Die Kritik sagt: Kunst mutiert zum Dienstleistungsgewerbe, trägt zur Wertschöpfung in einer Gesellschaft der Inszenierung bei. Das Publikum bleibt zunehmend außen vor, dient nur als Quotenlieferant. Die etablierten Kunstinstitutionen haben inzwischen dem Diktat der Ökono- mie zu folgen, müssen Quoten und Umsätze nachweisen. Der Erfolg des Marketings beschert auch traditionellen Museen und Kunstvereinen zuweilen die von der Kulturpolitik begehrten Quoten. Diese äußeren Symptome für ein scheinbares gesellschaftliches Interesse werden jedoch nicht inhaltlich wirklich befragt. Die Illusion der Marktferne von Kunst und Kultur ist dahin. Die veränderten Vorstellungen und Strukturen von Öffentlichkeit folgen zunehmend den Spielregeln einer Kultur der Spektakel. …… Doch es würde zu weit greifen, über das Entstehen der modernen Kunst, die Kunstgeschichte und das organisierende Betriebssystem Kunst hier weiter zu referieren.

Aber dient nicht Kunst und Gestaltung heute oftmals wirklich lediglich noch zum Aufpolieren von Images mit Hüllen und Kulissen? Der Lifestyle- und Turbo-Kapitalismus hat Strukturen geschaffen, die sich auch in der Kunstwelt niederschlagen, die Kunst light und hipp vermarkten; Produktion, Distribution und Rezeption sind also dem Zeitgeist und Mainstream gefolgt. Interessanterweise jedoch richten sich neuerdings die Blicke immer öfter auf Orte anderer Qualität, nämlich auf spezifische Kunstvereine und Ereignisse, urbane Quartiere und Labore für Experimente jenseits des Zeitgeistes, der Marktinteressen – wie diese Umweltstation eines ist. — Es gibt sie noch, die Labore der Moderne! Und wenn man die interessierten Jugendlichen

sieht – sie scheinen auch wieder in zu sein ... „Jeder Mensch ist ein Künstler” sagte Joseph Beuys 1967.

Seine Theorie der „Sozialen Plastik” (Lange, Barbara. Soziale Plastik. In: Butin, Hubertus. DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst. Köln. S. 276.) besagt, dass jeder Mensch durch sein kreativ-engagiertes, handelndes Gestalten zum Wohlergehen der Gemeinschaft beitragen kann und so plastizierend auf die Gesellschaft einwirkt. Dies besagt, dass das soziale, kreative und engagierte Gestalten nicht eine besondere Befähigung zum Künstler als Erschaffer von Kunstwerken erfordert, sondern: Die kulturelle Bildung eines jeden einzelnen Menschen umfasst die notwendigen Fähigkeiten zum Umweltgestalten seines Lebens, zur Sozialen Plastik in unserer Gesellschaft. Der Begriff der Sozialen Plastik erklärt sich allerdings aus einem das Gemeinwohl betreffenden Handeln und dem Begriff Plastik, der eine Gestaltung benennt, die erfahrbar ist und mit der Wahrnehmung von Gemeinschaft und Gesellschaft gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zum formalästhethischen umfasst die Soziale Plastik das umweltgestaltend gesellschaftsverändernd aktive.

Basiert nicht diese Umweltstation auch auf einer solchen Vorstellung einer Sozialen Plastik, die als Ausdruck von gesellschaftlichem Engagement und kreativem Handeln verstanden wird – als Aufruf zur Alternative!

Die traditionellen Orte der Kunst – Museen und Kunstvereine – sind als Bildungsinstitutionen oftmals elitär und abschreckend. Auch eine Kunst- und Kulturvermittlung der drängenden Themenstellungen von Umweltzerstörung, Naturschutz und Klimawandel haben sie bis heute nicht einmal begonnen. — Selbst die seit den 70er Jahren entwickelte Museumspädagogik hat aus diesen Orten keine wirklichen Lernorte für alle Bürgerinnen und Bürger machen können. Wir leben in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche, die vor allem ihren Ausgang nimmt im Themenfeld Umwelt. Unsere sozialen und kulturellen Praktiken der Land- und Umweltnutzung haben sich in Teilen als unkalkulierbar riskant herausgestellt. Wir müssen unsere Lebensstile ändern. Das rasante Artensterben, die Übernutzung der Natur und Verschmutzung der Umwelt muss gestoppt und alles Klimaschädliche in unserem Haus Erde sukzessive einstellt werden. Heute stellt sich deshalb die Frage: Kultur für alle oder Kultur mit allen? Müssen wir nicht partizipative Orte des Erlebens und der Reflexion darüber, was wir selbst tun, viel mehr fördern und anerkennen – wie diese Umweltstation einer ist?

Sie sind die neuen und anderen Orte, an denen daran gearbeitet und erinnert wird, dass in dem handelnden Gestalten – zu dem auch die bildnerischen Praktiken gehören, mit denen unsere Künstlerinnen und Künstler arbeiten – Existenzielles verhandelt wird. Abseits der Konjunkturen des Zeitgeistes beziehungsweise der Markttrends werden hier Fragen gestellt und Aspekte des In-der-Welt-Seins erörtert. Dabei können und sollten auch die einschlägigen Bildungseinrichtungen und Medien der Region vermehrt zur Seite stehen!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!


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