TRÜMMER und das TRUM |
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Das Trum ist in Deutschland sehr verbreitet. Seit etwa 1980 wimmelt es nur so von Trümmern, denn das ist die Mehrzahl von Trum. Schon vorher gab es vereinzelt, aber ausschliesslich in der Geschäftswelt einige Trümmer. Dort, wo etwas verkauft werden sollte, ging dies in einem Trum viel besser. Vielleicht hatten wir einen Mangel an Trümmern entdeckt. Schliesslich hatten wir schon fast 40 Jahre in Deutschland auf Trümmer verzichten müssen, und diesen Mangel galt es wohl zu beheben.
Zunächst wurde die Stadtmitte zum Stadtzen-Trum, dann gab es Schulzen-Trum und Möbelzen-Trum und ein Einkaufszen-Trum.
Nun ist das einfache Zen-Trum von der Wortbedeutung her identisch mit dem deutschen Wort "Mittelpunkt". Wir haben alle ein wenig Liebe zur Geometrie entwickelt und sollten den mathematischen Begriff des Mittelpuktes kennen.
Galileo Galilei hatte vor vielen Jahren grosse Probleme mit unserer Begeisterung für den Mittelpunkt - zumindest für den Mittelpunkt, in dem wir selber stehen. Er hat für einige Zeit das anthropozentrische Weltbild abgeschafft. Für ein paar Jahrhunderte galt dann der mathematische Begriff des Mittelpunktes, und wir, als Bürger dieser Erde, standen immer ein wenig am Rande der Welt.
Das ist jetzt wieder anders geworden. Die Geschäftswelt hat zuerst die gewaltige Kraft des Vor-Gallilei'schen Mittelpunktes entdeckt und den Menschen wieder zur Mitte aller Dinge gemacht. Im Stil der Fremdworteuphorie wurden aus den harmlosen Mittelpunkten interessante und rätselhafte Zen-Trümmer gemacht.
Eine Liste mag diese Entwicklung verdeutlichen:
vorher |
nachher: |
|
Supermarkt |
Einkaufszen - |
Trum |
Möbelhaus |
Einrichtungszen- |
Trum |
Sportplatz |
Freizeitzen- |
Trum |
Schrottplatz |
Recyclingzen- |
Trum |
Schlachthof |
Frischezen - |
Trum |
Würstchenbude |
Grillzen - |
Trum |
Altenheim |
Altenwohnzen- |
Trum |
Haus der Jugend |
Jugendzen- |
Trum |
So sind unsere Städte wieder voll von Trümmern, und auch die Stadtverwaltung hat Unterzen- Oberzen- und Nebenzen-Trümmer mit eigenen Verwaltungszen-Trümmern geschaffen.
Nun bin ich als Mitglied dieser Gesellschaft bemüht, in eben derselben Gesellschaft die Interessen von Natur und Umwelt zu vertreten. So verfechte ich zum Beispiel die Vielfalt gegen die Einfalt (in der Artenvielfalt genauso wie in der Sprechvielfalt). Oder ich verstehe den Menschen als Teil eines vernetzten Systems, eben eines Ökosystems, das naturgemäß keinen Mittelpunkt hat. Klassisches Ökosystemdenken ist also frei von jeglichen Zen-Trümmern. Ist dann auch die "Ökoszene" frei von Trümmern?; weit gefehlt, denn die menschliche Natur enthält sehr viel Inkonsequenz und Widersprüchlichkeit, die das Leben interessant machen.
So haben sich im Denken und Handeln derjenigen Leute, die besonders viel mit Ökologie, also Zen-Trums-losigkeit zu tun haben, die Zen-Trümmer mit einer Perfektion breit gemacht, die verblüffend ist. Ich staune über den Ideenreichtum der Kollegen und Kolleginnen in der Ökobewegung, die den kommerziellen Trümmern nacheifern, und es sogar besser machen wollen.
Heute hat sich das Bild gewandelt, es gibt fast nur noch:
Naturzen- |
Trümmer |
Ökozen- |
Trümmer |
Umweltzen- |
Trümmer |
Infozen- |
Trümmer |
Biozen- |
Trümmer |
Biogartenzen- |
Trümmer |
Der klassischen Geometrie würde bei so vielen Zen-Trümmern (Mittelpunkten) schwindelig. Und mir wird schlecht, weil sich die FreundInnen in der Ökobewegung so ungeniert den Unsinn von Konsum und Kommerz zueigen machen. Mir bleibt nur noch die Flucht nach vorne. Mich packt die Euphorie. Springe ich also in das Zen-Trum des Geschehens und stelle die zentrale Forderung nach einem