Hier berichten wir über das Ökopraktikum.
Zunächst den Abschnitt, den Bärbel 1983 geschrieben hat.
Einige Berichte von TeilnehmerInnen
anderes
Die Station Umwelterziehung liegt zwischen Weser und Jadebusen auf der Halbinsel Butjadingen in Iffens, ungefähr 700 m hinter dem Seedeich. Die vor dem Deich liegenden Salzwiesen sind bedeutende Rast- und Brutplätze für viele Vögel. Das Wattenmeer, das einzigartig und vielfältig in den Lebensbedingungen ist, erstreckt sich dann vor den Salzwiesen. Die Station ist ca. 25 km vom Atomkraftwerk Esenshamm und von der Großindustrie in Nordenham (Preussag-Bleihütte, Kronos-Titan, Guano, Asbestos) entfernt.
Die Station Umwelterziehung ist ein altes friesisches Bauernhaus. Das Haus ist stark geprägt von den Menschen, die es im Laufe der vergangenen fünf Jahre gestaltet haben. Im Moment leben in dem Haus Wolfgang Meiners, Chemiker und Umweltpädagoge, und Frieder Hofmann, Biologe, und zeitweise ich, als angehende Pädagogin.
Das riesige Haus hat einen 200 qm großen Hausboden, in dem sich vier Zimmer mit Küche, Bad und großem Wohnraum befinden, wo die Teilnehmer der Kurse leben.
Ein ca. 500 qm großer Zwischenboden über dem früheren Stall, Hille genannt, dient als Arbeits- und Aktionsraum für die Ökopraktikanten und Kursteilnehmer. Der Blick fällt dabei auf die Plakate zu den verschiedenen Themen (Landesgeschichte, regionale Umweltprobleme, Alltagsökologie etc.), die
von Kursteilnehmern gemacht wurden.
Mit diesen Plakaten arbeiten interessierte Gruppen weiter, verändern sie, d.h. die Plakate werden nicht nur erstellt, um das Gelernte darzustellen, wie oft in der Schule oder in Kursen in der Erwachsenenbildung. Das Handlungsprodukt "Plakat" wird hier nicht in die Ecke gestellt oder sogar weggeworfen, sondern weiterverwendet.
Auf der Hille befinden sich noch viele solcher Handlungsprodukte, die jedem zeigen, daß etwas gearbeitet wurde und wird. Sie laden ein zum Mitmachen, zum zwanglosen Kennenlernen der Station Umwelterziehung ohne viele komplizierte Worte.
Weitere Handlungsprodukte sind beispielsweise der selbstgebaute Webrahmen, gefärbte Wolle, das Modell des Jadebusens mit blinkenden Industrieanlagen, das Ebbe- und Flut-Aquarium.
In den Laborräumen (Chemie-, Biologie-, Elektronik- und Photolabor) können Versuche und Analysen gemacht
werden. D.h., auf der einen Seite bietet so ein Labor Möglichkeiten, Geräte auszuprobieren, Analysen zu machen, herauszubekommen, wie und warum die Geräte so funktionieren, und auf der anderen Seite verlieren Personen, die sich mit der Chemie nicht so gut auskennen, die Scheu, auch mal eine einfache pH-Wert-Messung zu machen. Chemie zum Anfassen, zum Gebrauchen. Davon zeugen auch die Skizzen der Mini-Biogas-Anlage
der letzten Ökopraktikumsgruppe und die Liste der Bodenproben der Nordenhamer Kleingärtner.
Die Holzwerkstatt bietet Möglichkeiten, Holzarbeiten selber zu machen. Material wie Holz und Werkzeug ist
immer griffbereit.
Im sogenannten Ökoraum kann man einen Einblick in die Literatur zum Themenkomplex Mensch-Umwelt bekommen oder auch gezielt nach bestimmten Büchern suchen. In Kästen geordnet gibt es zu jedem Ökopraktikumsthema - siehe Themenkatalog in Kapitel vier - Einstiegshilfen und Anregungen, wie das Thema bearbeitet werden kann. Im Regal für Umwelterziehung befinden sich Material über Unterrichtseinheiten und auch neue Material- und Medienlisten.
In roten Kästen übersichtlich gestapelt sind Werkzeug und Material für Handwerk- und Bastelarbeiten, z.B. Pflanzenfarbe, Gips für Masken, Laubsäger....etc.
Als Erholungsstätte dient u.a. eine große Sauna.
Das Haus ist umgeben von einem großen Blumen- und Gemüsegarten mit Versuchsbeeten, z.B.einem Hügelbeet, verschiedenen Mischkulturen und einem Gewächshaus.
Die Selbstversorgung wird angestrebt, ist aber noch nicht erreicht.
Modelle, wie die Sonnenuhr, die Wetterstation, das Windrad, das einen Fahrraddynamo mit Glühlampe antreibt, die Regenwurmkiste, der Teich, zeigen die bisherigen Aktivitäten der Bewohner und Kursteilnehmer, laden aber auch zum Anfassen und Mitmachen ein.
Die elf Schafe sind eine angehende Finanzierungsquelle der Station Umwelterziehung.
Das Haus, die Umgebung, Marschland, Watt und die Bewohner sind die Grundbedingungen für die Station.
Die Station Umwelterziehung ist der Versuch, die Randbedingungen, Vorteile und Möglichkeiten, die ein bundesweiter Dachverband BUND e.V. einerseits und die lokalen ökologischen und räumlichen Besonderheiten und Möglichkeiten des Standorts in Iffens andererseits bieten, miteinander in einem Programm von Lernangeboten zu verbinden, das mit den folgenden Leitlinien zu umreißen ist:
-Koordination der Projektarbeit zur Umwelterziehung innerhalb des BUND e.V.
-Austausch und Zusammenarbeit mit allen Stationen, Initiativen, Institutionen, Verbänden etc., die in der Umwelterziehung tätig sind
-Betonung einfacher, unmittelbarer Lernerfahrungen, Vermittlung solcher Erfahrungen und Sicherung der Nachhaltigkeit
-Wiederentdecken der emotionalen Erlebnisbereiche bei der Umwelterkundung
-Querverbindungen, Überblicke und Alltag in der Bildung eines Umweltbewußtseins
-Gezielte Arbeit mit Gruppenleitern, Multiplikatoren an praktischen, handlungsorientierten Beispielen
-Spielraum zum Nachholen und Aufarbeiten ökologischer Bildungsinhalte auch für die Berufsorientierung
-Einbeziehung aller standortspezifischen Besonderheiten (Küstenentwicklung, friesische Geschichte, Wattenmeer etc.) (vgl. G. Scholz in öko päd, Nr.2, 1981)
Auf diesen Grundlagen hat die Station Umwelterziehung ein vielfältiges Angebot entwickelt.
Es beginnt bei verschiedenen Seminaren, die von unterschiedlichsten interessierten Gruppen wahlweise als Wochenend- oder als Wochenseminar gebucht werden können. Die Gruppen setzen sich zusammen aus Schülern, Teilnehmern von Volkshochschulkursen, Mitgliedern von Jugendgruppen und Lehrern in der Fortbildung.
Neben der konkreten Umwelterziehungsarbeit vor Ort ist in der Station Umwelterziehung auch die Redaktionsstelle des BUND Lehrer-Service angesiedelt. Der Lehrer-Service ist der Versuch, ökologisch engagierten Pädagogen vielfältige Hilfen für den Pädagogenalltag bereitzustellen.
Zwar enthält die Station Umwelterziehung hin und wieder Zuschüsse vom BUND, aber im wesentlichen muß die Finanzierung aus der eigenen Arbeit und aus gelegentlichen Spenden bewerkstelligt werden. Für die konkrete Bildungsarbeit bedeutet das, daß alle Veranstaltungen zumindest kostendeckend durchgeführt werden müssen. Die Teilnehmerbeiträge orientieren sich am Jugendherbergssatz und an den VHS-Referentensätzen.
Der BUND e.V. wurde 1975 als bundesweite Organisation von einigen bereits bestehenden Landesverbänden gegründet. Heute ist er flächendeckend mit 11 Landesverbänden in allen Bundesländern vertreten. Die Landesverbände wiederum sind in Kreisgruppen gegliedert; in vielen Kreisgruppen bestehen auch bereits Ortsgruppen.
In manchen Landesverbänden (z.B. Bayern, Baden-Würtemberg, Hessen) bestehen schon einige Jugendorganisationen, wie sie auch bundesweit im Aufbau sind.
Der BUND hatte Ende 1983 85 000 Mitglieder.
Seit 1979 ist der BUND staatlich anerkannte Naturschutzorganisation nach § 29 Bundesnaturschutzgesetz. Das heißt, daß er bei der Vorbereitung aller umweltrelevanten Entscheidungen, Planungen, Verordnungen und Gesetze angehört wird.
Der BUND versteht sich ausdrücklich als Lobby der Natur. Schwerpunkte der Tätigkeit des Bundesvorstands sind die Öffentlichkeitsarbeit und die Lobbyarbeit in Bonn. Diese umfaßt beispielsweise Kontakte mit Abgeordneten, Ministerien und anderen Bundesbehörden und reicht bis zur Mitarbeit bei der Entstehung umweltrelevanter Gesetze, Verordnungen und Planungen. Die Öffentlichkeitsarbeit zielt vor allem auf die Aufklärung der Bevölkerung über Umweltprobleme im weitesten Sinne. Sie bedient sich vielfältiger Formen wie z.B. Pressemitteilungen, Pressekonferenzen, Veröffentlichung von Broschüren und Büchern, Abhaltung von Seminaren und anderen Veranstaltungen etc.
Über die notwendige Kritik hinaus nimmt der BUND auch die Aufgabe wahr, konstruktive Vorschläge für "Auswege aus der Sackgasse der staatlichen Umweltpolitik" zu erarbeiten (vgl. BUND-Info-Broschüre "Was will der BUND?") Der BUND hat 20 bundesweite Arbeitskreise eingerichtet, deren Themenbereiche gewählt wurden, um das gesamte Spektrum des Umwelt- und Naturschutzes abzudecken.
Die Tätigkeiten und die Ergebnisse dieser Arbeitskreise sind die Grundlage für eine Fülle verbandspolitischer Aktivitäten. Die Aufgaben des Arbeitskreises "Umwelterziehung" werden in der Station Umwelterziehung wahrgenommen. Der Sprecher dieses Arbeitskreises ist W. Meiners.
Aus den verschiedenen Angeboten und Tätigkeiten dieses Arbeitskreises habe ich für die Fragestellung meiner Diplomarbeit - 'Was ist ökologisches Lernen' - das Ökopraktikum herausgegriffen.
Ein spezifisches und zentrales Angebot der Station Umwelterziehung ist das Ökopraktikum, das zweimal im Jahr für je vier Wochen stattfindet.
Das Ökopraktikum ist eine "Erfindung" von W. Meiners, dem Leiter der Station Umwelterziehung.
Mittlerweile gibt es das Ökopraktikum schon seit vier Jahren. Die Konzeption wurde im Laufe dieser Zeit immer mehr verbessert. Das Ökopraktikum soll im Gegensatz zu einem Universitätspraktikum nicht auf einen festen Inhalt begrenzt sein. Durch eine ständige Spezialisierung auch in der Schule, z.B. die Oberstufenreform, sind viele Menschen praktisch gar nicht mehr in der Lage, ihre reale Lebenssituation kritisch zu hinterfragen.
Ein Leitsatz im Ökopraktikum ist die Wiedergewinnung der eigenen Kompetenz im Alltag. Das Spektrum ist breit gefächert. Angefangen von A wie Apfel - warum gibt es nicht mehr so viele Apfelsorten wie früher, die schmecken nämlich besser - bis Z wie Zigarettenqualm - muß ich den Zigarettenqualm überall auch bei Öko-Gruppentreffen aushalten - gibt es genug Situationen, die oft einfach hingenommen werden, ohne eine eigene Einflußnahme zu bedenken.
Je mehr der Einzelne beurteilen, bewerten, hinterfragen und entscheiden kann, desto weniger manipulierbar wird er sein, desto selbstsicherer wird er auftreten können. Eine breite Allgemeinbildung ist dabei eine sehr wichtige Voraussetzung. Nun hat aber Allgemeinbildung Grenzen. Einerseits kann wohl nicht wirklich über jeden Bereich des Alltags oder über jede Maschine, die benutzt wird, soviel Information vermittelt werden, daß der Einzelne nicht zu täuschen ist. Andererseits wird es bei jeder erworbenen Kompetenz Grenzen geben, an denen eben doch nur Spezialwissen weiterhilft.
Wie eine Abstufung des Allgemeinwissens aussehen kann, erläutert W. Meiners an folgendem Beispiel, das ich sinngemäß wiedergeben werde:
Bei der Benutzung eines Autos muß der Fahrer einiges über das technische Gerät "Kraftfahrzeug" wissen:
a) sehr wichtige Kenntnisse, ohne die ein Kraftfahrzeug nicht zu benutzen ist
Bedienung der Zündung, der Lenkung, der Pedale, der Lichtschalter, des Blinkers
b) wichtige Kenntnisse zum Beheben häufiger Störfälle, Kontrollen zur Betriebssicherheit
Reifenwechsel, Batterie prüfen, Luftdruck prüfen, Kühlwasser nachfüllen, Ölkontrolle
c) praktische Kenntnisse zum Ausführen seltener Reparaturen
Lackschäden ausbessern, Scheinwerferbirnen auswechseln, Auspuff wechseln, Vergaser reinigen, Motor einstellen
d) spezielle Kenntnisse für Fälle, die in der Lebenszeit eines Autos nur ca. ein Mal vorkommen
Getriebeöl wechseln, Drehzahlmesser einbauen, Bremszylinder wechseln
Zur Wiedergewinnung der Kompetenz im Alltag gehört aber auch ein Vertrauen auf und ein Umgehen mit den fünf Sinnen, die ein jeder Mensch hat.
Ein Apfelbeispiel mag dies erläutern:
ich muß den Geschmack verschiedener Äpfel kennen, um vergleichen zu können.
Ich muß also schon mal in einen Apfel gebissen haben, um zu wissen, was ein Apfel ist.
Die Station Umwelterziehung versucht nun, für die Kursteilnehmer und die Ökopraktikanten die Geschmackserlebnisse nachvollziehbar zu machen und auch ggf. Irrtümer und Verfälschungen aufzudecken.
Der Lernprozeß erfordert von den Teilnehmern, sich selbst auf das Ausprobieren der Äpfel einzulassen. Auf gewohnte Granny-Smith-Äpfel wird verzichtet und stattdessen in einen vielleicht wurmigen sauren Apfel gebissen.
Daraus ergeben sich viele Situationen:
ein Austausch der Erfahrungen, ein Befragen der Nachbarn, ein Pflanzen eines Apfelbaumes, die neue Sorte wird dann nach der Gruppe benannt, eine Marktanalyse auf dem Nordenhamer Wochenmarkt etc. Völlig neue Lernerfahrungen können also ausgelöst werden.
Dieses Apfelbeispiel mag banal klingen, es ist aber in seiner Bedeutung ungeheuer wichtig. Vielleicht hilft
es auch folgende Zielvorstellungen für das Ökopraktikum zu verdeutlichen:
- Ergänzen und Nachholen der Kenntnisse und Erlebnisse zum Natur- und Umweltschutz
- Üben von Kritik- und Urteilsfähigkeit sowie Wachheit für die Belange des Natur- und Umweltschutzes
- Selbständiges Erarbeiten von Themen
- Arbeiten und Leben in der Gruppe
- Erfahrungen von Sinnzusammenhängen im Bezugsfeld Mensch-Umwelt
- Spaß und Phantasie
- Ausbau einer längerfristigen tragfähigen Position der Ökopraktikanten für die Arbeit im Natur- und Umweltschutz (vgl. Info-Broschüre der Station Umwelterziehung)
3.4.1 Zielgruppen
Angekündigt wird das Ökopraktikum durch von Mund zu Mund-Werbung, in BUND-Verbandszeitungen, im Lehrer-Service.
Es spricht zunächst fünf Zielgruppen an, wobei es für die letzten drei auch als Weiterbildung verstanden werden kann:
- junge Leute nach Abschluß der Schulausbildung
- junge Leute in der Berufsorientierungsphase
- in Lehrberufen tätige Personen
- im Berufsfeld Umwelt- und Naturschutz tätige Personen
- Leiter von Ökologiegruppen
(vgl. Infoheft der Station Umwelterziehung)
Die Teilnehmer der bisherigen Ökopraktika bildeten einen Querschnitt durch die genannten Zielgruppenbereiche.
Das Spektrum reichte von Schülern, Studenten, Lehrern, von der Bioladenbesitzerin, der Gärtnerin, der Schriftstellerin, der Landwirtschaftlich Technischen Assistentin bis hin zum passionierten Jäger, der sich mit Hilfe des Ökopraktikums in den Naturschutz einarbeiten wollte.
Da für das Ökopraktikum bundesweit geworben wird, sind Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet vertreten, einschließlich deutschsprachigem Ausland.
Durch die festgesetzten Termine, 15.6.-15.7. und 1.8.-30.8. begrenzen sich die Teilnehmergruppen auch schon unbeabsichtigt. Erfahrungsgemäß nehmen am ersten Ökopraktikum mehr Schulabgänger und Berufstätige teil, während im zweiten Ökopraktikum mehr Studenten dabei sind.
3.4.2 Finanzierung
Der Nachteil für eine bundesweite Bildungsveranstaltung ist jedoch die Finanzierung.
Kein regionaler Bildungsträger bezuschußt solche Bildungsmaßnahmen, und somit müssen die Teilnehmer einen Unkostenbeitrag von 500.- DM bezahlen für Unterkunft, Verpflegung, Material- und Exkursionskosten.
3.4.3 "Alltag"
Die zwölf Ökopraktikanten wohnen in 3-Bett Zimmern auf Matratzen oder Hochbetten auf dem Hausboden. Die Betreuer und die Praktikanten leben für die Zeit von vier Wochen zusammen, d.h. ein gemeinsames Gestalten des Tagesablaufs findet statt.
Eine feste Hausordnung gibt es im Gegensatz zur Jugendherberge nicht, doch es gelten die üblichen, zumutbaren Regeln in einer Gemeinschaft.
Frühstücks-, Mittagessens- und Abendessenszeiten werden vereinbart, um zu vermeiden, daß der letzte frühstückt, während der erste schon wieder Mittag ißt. Jeder sollte sich möglichst an die Essenszeiten halten.
Die Selbstverpflegung wird von der Gruppe übernommen. Kochrezepte sind vorhanden. Vorrangig werden die vorhandenen Lebensmittel (Gemüse aus dem Garten, eingekochte Marmelade etc.) und die landestypischen (Grünkohl, Graupen etc.) den exotischen (wie beispielsweise Orangen im Sommer) vorgezogen. Alles Brot wird selber gebacken. Eine Schrotmühle und biologisches Getreide sind vorhanden.
Da keine Putzfrau angestellt ist, müssen sich alle für ein Sauberhalten aller Räume und des Gartens einsetzen. Wie das Kochen und der Hausputz geregelt werden, ob durch einen Plan oder spontan, entscheidet die Gruppe.
Alle Einrichtungen und Geräte der Station Umwelterziehung können benützt werden, Voraussetzung ist ein sorgfältiger Umgang damit. Kaputtgegangenes sollte wieder repariert werden, wie z.B. geplatzte Reifen von Fahrrädern.
3.4.4 Mitarbeit
Ein wichtiger Punkt beim Ökopraktikum ist die Mitarbeit bei Routinearbeiten und auch bei anstehenden Projekten der Station Umwelterziehung.
Die Betreuer des Ökopraktikums müssen sich aus Mangel an anderen Hilfskräften um alle anfallenden Arbeiten kümmern, die Ökopraktikanten helfen dabei mit. Für sie ergeben sich dadurch neue Erfahrungen, da es für jeden etwas gibt, das ihm Spaß macht und interessant ist.
Angefangen bei der Gartenarbeit (wie z.B. ernten, einkochen, jäten, gießen, säen) über Heu machen für die Schafe und Schafe hüten bis über Renovierungsarbeiten in und ums Haus gibt es viele praktische, notwendige Dinge zu machen, deren Sinn für jeden durchschaubar ist.
Manch einer nimmt hier zum ersten Mal einen Hammer in die Hand und trifft dann tatsächlich den Nagel auf den Kopf. Auch die Mitarbeit bei einer Aktion zum "Internationalen Wattenmeertag" zusammen mit einer regionalen Naturschutzgruppe oder naturpflegerische Maßnahmen wie einer Entbirkungsaktion im "Schwimmenden Moor", dem einzigen Außendeichs gelegenen Hochmoor der Welt, stehen an.
3.4.5 Exkursionen
Insgesamt sind je nach Teilnehmerwünschen 4-6 Exkursionen in die nähere Umgebung geplant.
Die Ausflüge werden immer ausführlich vorbereitet. Sie sollen die Umgebung zeigen, die regionalen Probleme, Vernetzungen, gute und schlechte Beispiele für Umwelt- und Naturschutz.
Folgende Möglichkeiten bestehen:
- Bremerhaven mit Nordsee-, Schiffahrts- und Morgenstern-Museum, Naturschutzbehörde, Hafen
- Fahrradtour rund um Butjadingen mit Windmühlen, Geest, friesischen Dörfern, Moor
- Wattenmeer
- Industrieanlagen wie Preussag-Bleihütte, Airbus-Herstellung, Atomkraftwerk, Düngemittel-Herstellung
- Umweltbelastung und Umweltschutz in der Umgebung am Beispiel von Mü11- und Industriedeponie, Kläranlage, Tourismus, Umweltberatungsstelle etc.
Die Teilnehmer des Ökopraktikums kommen mit unterschiedlichsten Erwartungen auf die Station Umwelterziehung. Vom speziellen Mikroskopierkurs bis zum alternativen Ferienmachen reicht das Spektrum. Die am Anfang stehende
Haus- und Geländeführung bereichert die Erwartungen und gibt allen einen ersten Eindruck der Station.
Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, wie wichtig diese Einführung ist, bei der man erst einmal einen Überblick
über die Station Umwelterziehung bekommt und die räumlichen Möglichkeiten im Haus sieht.
Im folgenden sollen sich die Teilnehmer gegenseitig kennenlernen können.
Dann soll jeder seine Interessen formulieren. Anhaltspunkte zur Formulierung sind die Listen aus dem Themenkatalog (vgl. Kapitel vier). Stichworte werden auf Plakaten festgehalten.
Nach diesem ersten Programm-Gespräch ergibt sich eine Wunschliste darüber, welche Themen von welchen Teilnehmern bearbeitet werden möchten. Erforderlich ist nun eine Verteilung der Themen auf die Praktikumszeit, sodaß möglichst alle an ihren Wahlthemen arbeiten können. Dieses zeitliche Koordinieren der Arbeitsgruppen mit den jeweiligen Teilnehmern ist der aufwendigste Teil der Planung. Die Praktikanten machen dies weitgehend selbständig.
Bei den zwei Ökopraktika, die ich bis jetzt mitgemacht habe, konnte ich beobachten, wie das Koordinieren der Arbeitsgruppen allen Spaß gemacht hat. Manche Praktikanten waren dabei wahre Zauberer.
Danach wird mit den Betreuern festgelegt, wann und wo die ersten Arbeitsgruppen sich treffen. Jede Arbeitsgruppe hat ihren speziellen Treffpunkt, wo sie sich dann die Arbeitshilfen, die Literatur, eine Wandzeitung mit dem täglichen Kurzbericht und auch ggf. Arbeitsprodukte befinden.
Für den Start einer Arbeitsgruppe ist eine genaue Einführung von einem Betreuer wichtig. Hilfen dabei bieten Kästen zu jedem Thema mit Orientierungshilfen, Leitfäden und einigen Materialien dazu.
Die Arbeitsgruppe sammelt nun Gedanken und Ideen, die in den Rahmen des genannten Themas gehören. Die Themen
werden jetzt nach zeitlich, personell, räumlich und finanziell Machbarem geordnet. Dann wird der praktische Einstieg vorgenommen. Bei der "Kräuter-Gruppe" würde das beispielsweise so aussehen: Literatur sichten, erster Spaziergang zum Garten, welche Kräuter stehen wo?, wie riechen die einzelnen Kräuter?, etc.
Ein wichtiger Punkt ist das Festhalten des Tagesgeschehens einmal für sich selber und auch für die anderen, damit jeder den Stand der Arbeitsgruppe kennt. Ein großer Wandplan mit Kalender hat sich dafür bewährt. Jede Arbeitsgruppe beschreibt das, woran sie gerade arbeitet. Sinnvoll ist auch ein wöchentlicher "Vorführ-Morgen".
Die Arbeitsgruppen beschreiben da nicht nur verbal, was sie gemacht haben, sondern zeigen den anderen ihre Handlungsprodukte in Form von Kräutertees, Ebbe- und Flut-Aquarium, Windraddemonstration etc.
Zu den einzelnen Fragen und Themen werden auch andere Gruppen und interessierte Einzelpersonen eingeladen. Zusätzlich zu den Arbeitsgruppen ergeben sich auch noch andere Programmpunkte.
Besucher referieren über ihr Arbeitsgebiet wie z.B. 1984 ein Zahnarzt, ein Kräuterexperte,
ein Chemiker, ein Startbahn-West-Gegner, ein Lehrer der Ökostation in Bremen. Aber auch regionale Nachbarn werden gezielt miteinbezogen. Im Sommer 1984 machte Gerhard Palder, Schauspieler in Wilhelmshaven, einmal wöchentlich Theaterimprovisation für alle.
Die Nachbarinnen Meike und Mo vom Figurentheater MOTTE führten ein Stück auf.
Petra Foth zeigte einfache Webarbeiten.
Gertrud Becker, eine engagierte Umweltschützerin, erzählte vom Umweltschmutz in Nordenham.
Dies sind mehr oder weniger zufällige Veranstaltungen, die je nach Interesse der Ökopraktikanten und je nach Anwesenheit der Personen durchgeführt werden können. Aber auch spezielle Fähigkeiten, Berufserfahrungen und Regionalerfahrungen der Ökopraktikanten werden in das Tagesprogramm miteinbezogen.
Die Betreuer führen die Ökopraktikumsteilnehmer in die Station Umwelterziehung ein. Da sie die Station, die Möglichkeiten und Grenzen dort kennen, sind sie auch die Ansprechpartner der Praktikanten. Sie übermitteln die Arbeits- und Lebensweise.
Die Betreuer leben für die gesamten vier Wochen mit den Ökopraktikanten zusammen, Arbeit und Freizeit verbinden sich hier. Dies beinhaltet, daß die Betreuer rund um die Uhr da sind - sie leben ja auf der Station Umwelterziehung - und mehr als acht Stunden am Tag arbeiten. In der Regel sind die Betreuer auch die regulären Bewohner der Station Umwelterziehung.
Die folgende Auflistung über die Qualifikation der Betreuer entstand aufgrund von eigenen Erfahrungswerten und Beobachtungen. Die nötige Qualifikation eindeutig zu beschreiben ist wohl nicht möglich, ich werde versuchen, sie exemplarisch zu umschreiben. Die einzelnen Punkte sollen nicht als Muß-Qualifikation angesehen werden, sondern die Betreuer sollen möglichst einige Fähigkeiten davon ins Ökopraktikum einbringen, oder sich darum bemühen:
- deutlich eigene Position im Umwelt- und Naturschutz, die tragfähig für eine persönliche Vorbildfunktion ist, die hinterfragbar und kritikfähig ist
- Erfahrungen im Schulunterricht, in der Jugend- oder Erwachsenenbildung, in der Berufsfortbildung, im Betreuen von Jugendfreizeiten
- Kenntnisse der wichtigsten Positionen zur Umwelterziehung
- Erfahrungen in handwerklichen Tätigkeiten, die über reines Basteln hinausgehen
- Erfahrungen in positiver Motivation, Aufbau von konstruktivem Umweltbewußtsein
- Kenntnisse und Erfahrungen mit einem Vernetzungsmodell der Strategien zur Umwelterziehung (Ziel-Inhalt-Methoden-Diskussion)
Des weiteren sind für eine Gruppenführung folgende Fähigkeiten wichtig:
- einfache Gerichte kochen für 20 Personen
- einen Riesenberg Geschirr spülen können
- machbare Tips und Anweisungen geben können
- spontan und kreativ sein
- Praxis stärker als Theorie betonen
- Pflege der fünf Sinne, der Erlebnisfähigkeit und der Phantasie
- breites Allgemeinwissen
- Berücksichtigung von Ganzheitlichkeit
- Hinterblicken von Gruppenprozessen
- Bevorzugung der Unmittelbarkeit
Diese Auflistung läßt sich beliebig verlängern. Ich habe alle diese Punkte formuliert, weil sie auch die Arbeitsweise der Station Umwelterziehung erklären. D.h. die Betreuer des Ökopraktikums sollen nicht nur naturwissenschaftliche Qualifikationen mitbringen, wie beispielsweise ein Referieren können über die "Ökologie des Wattenmeeres", sondern wichtiger ist ein Umgehen können mit den vorhandenen Möglichkeiten der Station Umwelterziehung.
Obwohl ich während meines Pädagogik-Studiums nichts über biologisch-ökologische Zusammenhänge gelernt habe, mußte ich mich als Betreuerin vom Ökopraktikum "überall" auskennen, vom Wattwandern bis zum Brotbacken. Doch durch meinen Aufenthalt auf der Station Umwelterziehung habe ich gelernt, mit den Räumlichkeiten, den Möglichkeiten und Grenzen von der Station und von mir selber umzugehen.
Konkret bedeutet das für eine Arbeitsgruppe, die zum Thema Wattenmeerverschmutzung arbeiten möchte, daß ich weiß, wo sich die Literatur darüber befindet, wo die Mikroskope sind, und wie sie funktionieren, welche Versuche wir auf der Station durchführen können, wo und wann Zugang zum Wattenmeer ist, wer mit fachlichen Auskünften weiterhilft, welche Vernetzung das Wattenmeer mit anderen Themen aus dem Natur- und Umweltschutz hat.
Dieses Wissen genügt für die Zielvorstellungen des Ökopraktikums, um mit der Gruppe sinnvoll zu arbeiten.
Für das Ökopraktikum liegt folgende Themenübersicht vor (vgl. Infoheft der Station Umwelterziehung, 1984, S.12 f):
Diese Themenübersicht charakterisiert die Inhalte des Ökopraktikums nur sehr unzureichend.
Für die Themenstellung meiner Arbeit ist es nötig, die Inhalte der Einzelthemen detaillierter zu hinterfragen.
Dazu ziehe ich die für das Ökopraktikum vorbereiteten Materialien sowie Auskünfte von W. Meiners heran, soweit sie zur Verdeutlichung der pädagogischen Prinzipien und Absichten nötig sind.
Die Darstellung der Themeninhalte werde ich zur Vereinfachung auflisten.
Die ersten zwei Themenblöcke sind für den Unterrichtsstil der Station Umwelterziehung besonders wichtig, deshalb werde ich diese Themeninhalte ausführlicher darstellen. Die Themen-Blöcke III und IV fassen Themen mit vorrangig technischen Inhalten zusammen. Hier soll nur ein Beispiel ausführlich und differenziert dargestellt werden. Für die Blöcke V und VI scheint eine teilweise Kommentierung für die Darstellung der Vorgehensweisen ausreichend.
4.1.1 Beobachtungen im Wattenmeer bei Ebbe und Flut
Wie schnell läuft das Wasser auf, wie hoch kommmt es, woran erkenne ich den Höchststand?
Wie verändert sich das Watt in der Ebbzeit, welche Tiere kann ich dann beobachten?
Wie laufen die Prile, welche Effekte ergeben sich durch das strömende Wasser?
Wie funktioniert mein Zeitgefühl, wenn ich eine Tidezeit im Watt bleibe?
Wie teile ich meine Beobachtungen mit?
ergänzend: Wodurch entstehen Ebbe und Flut, Springtiden, Sturmfluten?
4.1.2 Lebensbedingungen der Salzflora
In der Salzwiese werden die Pflanzen angesehen, gerochen und gefühlt.
Beobachtungen zum Standort und zu den Pflanzengemeinschaften
Wie ist der Wind, die Temperatur, die Feuchtigkeit zwischen den Gräsern?
Vergleich von Salzwasserwermut und Süßwasserwermut
ergänzend: Bestimmungsschlüssel der Pflanzen, Bestimmung der Salzgehalte, Pflanzensoziologische Faktoren, Zonierungen, Probleme der landwirtschaftlichen Nutzung der Salzwiesen
4.1.3 Vogelwelt im Wattenmeer
Beobachtung des Vogelflugs, Brutplatz, Nahrungsaufnahme, Revierverhalten, Schätzung der Individuenzahl
ergänzend: Bestimmung der Vogelarten, Information über den Volgelzug, Entwicklung der Artenbestände, Gefährdungen und Schutzmöglichkeiten, Nahrungsnischen im Ökosystem
4.1.4 Bodenentwicklung an der Küste
Festigkeit, Korngröße und Absetzgeschwindigkeit des Schlicks an verschiedenen Stellen ausprobieren, Kalkgehalt der Böden abschätzen
Bodenprofile in altem und jungem Marschland vergleichen
Humusentwicklung sehen, Raseneisenerz suchen,
Bodenverfestigung durch Queller und durch Schlickgras vergleichen
Abspülen und Anlanden der Tonschwebstoffe an den Prilufern beobachten
ergänzend: Historische Entstehung des Jadebusens, Bau der Wurten und der Deiche, Besiedlung und Handelswege in der Küstenmarsch, ökologische Folgen der Eindeichung
4.1.5 Wetterbeobachtung und Phänologie
Tageslauf der Blüten und Blätter beobachten, wie erkenne ich an den Phänomenen der Pflanze die Wetterlage, wie beschreibe ich das?
Holunderblütensekt ansetzen bei Sonne und bei Regen
ergänzend: Materialien des Phänologischen Wetterdienstes Offenbach, Wetterregeln, Jahreslauf der Pflanzen in den Ökosystemen Wald und Wiese, Pflanzkalender der Maria Thun
4.1.6 Meßdaten und Registrierung zur Wetterkunde
Beobachten und notieren der täglichen Wetterdaten: Windgeschwindigkeit, -richtung, Sonnenscheindauer, Niederschlagsmenge, Temperatur, Wolkentypen, Luftfeuchtigkeit
Vergleich der Wetterereignisse wie Gewitter, Nebel, Inversionen
Vergleich direkter und elektrisch genommener Meßwerte, Versuch einer Wettervorhersage
ergänzend: Grundlagen der Wetterkunde, Arbeit des deutschen Wetterdienstes, technische Möglichkeiten zur elektrischen Messung von Wetterdaten, zur elektronischen Verarbeitung und Registrierung
4.1.7 Ökologischer Gartenbau
Beobachtungen zur Art und zum Standort der Nutzpflanzen im Garten, Entwicklungsstufen der Pflanzen bei Unkräutern, Untersuchung des Bodens und der Bodenlebewesen mit der Lupe, auch des Komposthaufens,
Geschmackstest der rohen Pflanzen
Bodenbedeckung, Mulchen, Brennesseljauche
ergänzend: Bestimmung der Bodentiere nach einem Bestimmungsschlüssel, biologische Schädlingsbekämpfung, Planung von Gartenanlagen, Mischkulturen und Hügelbeeten, Bedeutung des Gartens für die Ernährung und die sozialen Gewohnheiten des Menschen.
4.1.8 Tierverhalten
Beobachten des Tagesablaufes eines Hundes, eines Schafes, einer Seeschwalbe : schlafen, ruhen, laufen, bewegen, fressen, Neugier, Gefahrenmeldung und Gefahrenabwehr, Revierverhalten
ergänzend: Informationen über die biologische Verhaltensforschung, Manipulation von Verhalten, Übertragung auf menschliches Verhalten.
4.1.9 Pflanzenexperimente
Beobachten der Pflanzenreaktionen auf Licht, Dunkelheit
Entwicklung der Blütenfarben, Aufbau und Funktion der Zellen bei Queller und Quecke
Duft der Blüten, Herstellung von Pflanzenpreßsäften und Tees, Färben und Drucken mit Pflanzen
Pflanzen trocknen (Herbarium)
Beobachten der Pflanzenreaktionen auf Schwermetalle
ergänzend: Informationen über Assimilation, Chlorophyll und Alkaloide, Umweltbedingungen der Pflanzen, Probleme mit der Züchtung und Düngung der Nutzpflanzen, Bedingungen für die Ausrottung von Arten, Chemikalien im konventionellen Landbau.
4.1.10 Pflegemaßnahmen im Naturschutz
Abschätzen von Biotopgrenzen, Suche nach Gefährdungsquellen, Erfahrungen bei Pfegeeinsätzen in Uferbereichen, Mooren und im Wattenmeer
ergänzend: Arbeit der Naturschutzbehörden, Naturschutzgesetze, der Begriff des Pflegerischen, Ansätze zur Ethik
4.2.1 Holzbearbeitung
Was ist Holz, wo kommt es her, welche Unterschiede haben die verschiedenen Holzarten, wie reagiert Holz auf Zug, Druck und Biegung?
Wie und womit wird Holz bearbeitet?
Ausprobieren der Werkzeuge: spalten, sägen, schleifen, bohren, schnitzen
Wie werden Holzverbindungen hergestellt?
Ausprobieren der Holzzapfen, Schrauben, Nägel, Klebetechnik
Anfertigung von Holzgeräten: Nistkästen, Besenstiele, Kästen, Funktionsmodelle
ergänzend: Klänge mit Holz, Flöten bauen, Maserung und Jahresringe abdrucken, Chemie der Spanplatte, Spielzeugbau, Waldsterben, Waldwirtschaft, biologisches Bauen mit Holz, Brennholz machen, Holzhandel, Holzhandwerkerzeitung aus der Zeit des II. Weltkrieges
4.2.2 Modellbau
Was soll ein Modell räumlich und funktional darstellen?
Wo werden Modelle verwendet?
Zusammenstellung und Test verschiedener geeigneter Materialien für Modellbau: Papier, Gips, Jute, Ton, Sand
Bau von Modellen zu definierten Themen, z.B. Sieltormodell
ergänzend: Aussageabsicht und Irrtümer durch Modelle, Modellspielzeuge, Architekturmodelle, aufwendigere Materialien wie glasfaserverstärkte Kunststoffe, Silikon
4.2.3 Regel- und Schalttechniken
Funktion mechanischer Regelanlagen wie Toilettenspülung oder Schaltanlagen wie Negerkußwurfmaschine
Meßfühler, Meßwertgeber, Meßwertweiterleitung und Verarbeitung, Regelkreise, Stellgrößen, Regelgrößen
Pneumatische, elektromechanische und elektronische Regelungen ansehen und nachbauen
Bau eines temperaturgeregelten Brutschrankes
ergänzend: Schalten und Regeln der menschlichen Sinne, z.B. die Temperaturregelung, Spiel mit Schaltelementen, Fernregelung im Alltag, Automatisierung und Arbeitsprozesse, Funktionssicherheit und Störungen von Regelkreisen.
4.2.4 Fotodokumentation und Fotolabortechnik
Eigenschaften der Filme, Papiere, Reagenzien
Einzelschritte des photographischen Prozesses
Filmentwicklung, Vergrößerungen
Spezialverfahren wie Relief, Solarisation, Tonung, Reprotechniken, Bildgestaltung, Portrait, Bilddokumentation, Bildmontagen, Serien, Überblendtechnik, Bilder ohne Kamera
ergänzend: Fotomarkt, Probleme mit Photochemikalien, Photos in Presseberichten, Werbephotographie, Bilder
in Film und Fernsehen, Geschichte der Photographie.
4.2.5 Spielzeug aus "Abfall"
Aus welchen Materialien sind Spielzeuge gemacht?
Wie können Kinder damit spielen?
Wodurch gehen Spielzeuge kaputt?
Welche Gefahren können für Kinder entstehen?
Welches Wegwerfmaterial fällt im Alltag an, aus dem Spielzeug gemacht werden kann - Schachteln, Dosen, Bänder, Korken....
Welche Verwendungsmöglichkeiten bestehen für diese Dinge?
Wie kann damit gespielt werden?
Herstellung verschiedener Spielzeuge
ergänzend: Informationen zur Spielzeugindustrie, Spielzeugmarkt, Modespielzeug in Beispielen von 1880 bis heute, sensorische und konstruktive Fähigkeiten von Kindern, Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstände im Müll, Reparatur und Recycling, Möglichkeiten mit Kunststoffen Holz oder Metall vorzutäuschen.
4.2.6 Drucktechniken
Abdrucke von verschiedenen Materialien (Haut, Pflanzen, Baumrinden) mit Farben auf Papier, Stoff, Haut, Holz, Glas, Linolschnitte für Postkarten
Holzschnitte, Stempeldrucke mit Moosgummi
Matritzenverfahren: Umdruck, Wachsmatritzen, Offsetdruck, Siebdrucktechnik
Techniken zur Herstellung von Fotokopien
Herstellung von Druckschriften und Plakaten
ergänzend: Abdrucke, Spuren, die wir hinterlassen, Codierung und Information, Arbeitsablauf in Zeitungsdruckerei, Layout, Satz, Umbruch, Zeitungs- und Buchmarkt in Deutschland, Rohstoffe und Energieaufwand, Chemikalien in der Drucktechnik, Arbeitsschutz in Druckereien (Lärmschutz...), Auswirkungen
eines Drucker-Streiks.
4.2.7 Technisches Zeichnen und Graphik
Kennenlernen der wichtigsten Geräte für das technische Zeichnen
Entwurftechniken, Darstellen von Körpern, Maßstäbe, Überzeichnen von Orginalen
Verzeichnungen nach M.C. Escher
Normschriften und Schablonen für geometrische Formen, Techniken zur Graphik, Gestaltungskriterien, Entwürfe
und Reinzeichnungen, Karikaturen und Illustrationen
ergänzend: Freude und Trauer in Zeichnungen, Berufsbild des Graphikers und des technischen Zeichners, Bauzeichnung einer Kläranlage, Lesen eines Flächennutzungsplanes.
4.2.8 Baumaterialien
Herstellung und Bearbeitung von Steinen, Mörtel, Zement, Eisenbindern
Wie und wo sind sie im Bauernhaus (Station Umwelterziehung) verwendet worden?
Durchführen von Reparaturarbeiten am Haus
Welche Konstruktionsmerkmale und welche Statik sind erkennbar?
Welche Werkzeuge wurden dafür benötigt?
Schutz der Baumaterialien gegen Witterung, Alterung, Rost, Holzwürmer
Verschiedene Dachkonstruktionen im Vergleich
Wärmeisolationseigenschaften der Materialien experimentell vergleichen, auf das Schallverhalten achten,
Möglichkeiten biologischen Bauens einschätzen lernen
ergänzend: historische Bautechniken, heutiger Baumarkt, Verhältnis des Wohnwertes im Bruttosozialprodukt, Bauspekulation, Unterschied des Wohnbaus in der Stadt und auf dem Land, Wohnumfeld, Wohnwertberechnung, Eigenheim und Wohnblock im Vergleich.
4.2.9 Textiltechnik
Verarbeitung von Rohschurwolle, Spinnen mit dem Spinnrad und mit Spindeln, Färben mit Pflanzenfarben, Weben mit loser und mit gesponnener Wolle, Bedeutung des Wollfettes
Struktur der Schafwolle im Vergleich zu anderen Textilmaterialien, Baumwolle und synthetische Fasern in Textilien, Wärmeschutz und Hautklima in verschiedenen Textilien ausprobieren
einfache Schnitte zur Herstellung von Kleidung machen und nähen
Reparaturen, Verschleiß und Alterung verschiedener Materialien vergleichen
Weben von Flickenteppichen, einfachen Taschen
Bedrucken von Textilien mit Stempel und Pflanzen
Knüpfbatik und Wachsbatik
ergänzend: Bedeutung der Mode früher und heute, Kleider als "Sozialabzeichen", Analyse der Werbung für Textilien, Second-Hand-Läden und Vererben von Kleidung, Probleme mit Kinderkleidung, Aufbau eines Textilhandels, Massenkonfektion, Probleme mit natürlichen und synthetischen Fasern, Waschmittelproblematik
Grundwissen: Was ist Luft für ein Stoff, wie ist die Atmosphäre aufgebaut, welche physikalischen Gesetzmäßigkeiten gelten, welche natürliche und welche technische Bedeutung hat die Luft, welche natürlichen Schwankungen in der Zusammensetzung der Luft gibt es?
Schadstoffe, Gefährdungen, Probleme: Wodurch kann Luft verunreinigt werden, wo und in welchen Mengen tritt Luftverunreinigung auf, natürliche Quellen der Schadstoffe und Industrieemissionen
Worin besteht die Schadenswirkung auf Biotope, auf Menschen und auf die Technik?
Berichte aus der Presse über Schäden durch Luftverunreinigungen
Schadensabwehr, Problemlösungen: Welche technischen Möglichkeiten haben wir heute, um Schäden durch Luftverunreinigungen oder die Luftverunreinigungen selbst abzuwehren? Welche politischen Instrumente und welche Gesetze stehen dabei zur Verfügung? Welche traditionellen Nutzungsansprüche müssen revidiert werden?
Kritik des Bundesimmissionsschutzgesetzes und der Durchführungsverordnungen, mögliche Strategien und Zeitpläne für die Reinhaltung der Luft
Konkrete alltägliche Bezüge: Welche Bedeutung hat Luft für mich persönlich, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Freizeit?
Wann und wie habe ich in meiner Entwicklung die Luft entdeckt?
Wie kann ich für andere mit einfachen Spielen und Experimenten diese Entdeckung nachholbar machen?
Spiele mit Luftballons, Luftpumpe, Seifenblasen...
Gezielte Experimente zu physikalischen und biologischen Zusammenhängen im Themenbereich LUFT:
Simulierung von Inversionswetterlagen, turbulenten und laminaren Strömungen, Experimente mit Schadstoffen wie Schwefeldioxyd, Staub, Kohlendioxyd
Nachbau von Filtermodellen
Vernetzung des Themas mit anderen Themenblöcken: Planspiel zu einer Aktionswoche für die Luftreinhaltung, Bau eines Windstärke- und Windrichtungsanzeigers, Energie aus Wind, Windradbau, saubere und dreckige Luft in der Werbung, Graphiken zur Luftverschmutzung
Einige Beispiele belegen die Arbeitsweise.
4.4.1 Struktur und Verantwortung im Gesundheitswesen
Heutige ärztliche Versorgung im Vergleich zu früher, historische Entwicklung des Arztberufes
Heilung in Familien, Hausmittel, Volkskrankheiten und Seuchen (Pest, Krebs, Schnupfen), Gesunderhaltung, Rekonvaleszenz, psychische Krankheiten
Funktion eines Krankenhauses, Situation von Ärzten, Personal und Patienten, Trägerschaft und Rentabilität, Entscheidungsspielräume und Einwilligung zu einer Therapie
wie lebe ich gesund, wie erkenne ich Krankheiten, Krankheiten durch Umweltverschmutzung, Berufskrankheiten, Allergien
Versicherungswesen und Versicherungsunwesen, Betroffenheit als Handlungsauslöser, Leidensdruck, Lähmung des Bewußtseins
ergänzend: die Sinne als Warnorgane, Fieber, Kräutertees herstellen, Infrastruktur und Gesundheit, Krankheiten und Zusammenbruch von Ökosystemen, Diskussion zur Handhabung der MAK-Werte, Zivilisationskrankheiten in der Werbung.
4.4.2 Konzepte zur Arbeitswelt und zur Freizeit
Welche Typen von Arbeit gibt es?
Wie ist Arbeit in der Geschichte entstanden? Was ist Mehrarbeit, Ausbeutung, Mitbestimmung, Job, Gewerkschaften, Unternehmerorganisationen ?
Arbeitsrevolten wie Bauernkriege, Weberaufstand, Streiks
Arbeitsideale wie Schenzinger und die Arbeit im III. Reich
Arbeitsplätze in Butjadingen
Welche Funktion hat das Arbeitsamt ?
Vorstellungen über die Neuorientierung der Arbeitswelt nach Binswanger und Schumacher
Job-sharing, Automatisierung, Situation der Selbständigen in der Ökobewegung
Was ist Freizeit, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, Freizeitindustrie, Freizeit und Naturschutz, Konzepte für nicht-konsumorientierte Freizeitangebote, Freizeit für Senioren, Schüler, Arbeitslose, für die Familie
ergänzend: Besuch oder Planung eines Freizeitparkes, Freizeitangebote in Butjadingen, Schäden an der Natur durch Freizeitverhalten, Möglichkeiten und Strategien für ein "positives" Freizeitangebot für verschiedene Zielgruppen
4.4.3 Kommunale Umweltplanung - Umweltausschüsse
Welche Gremien gibt es auf Gemeinde-, Landkreis- und Bezirksebene, wie werden sie besetzt, welche Entscheidungsbefugnisse haben sie?
Wer berät die Ausschüsse, wer ist weisungsbefugt und wer weisungsgebunden?
Wie wirken sich Parteilichkeit und wie Sachkenntnisse aus?
Möglichkeiten und Wege zur Bürgerbeteiligung
Beispiele aus der Arbeit der lokalen Umweltausschüsse zu den Problemen Industrieansiedlung, Naturpark Wattenmeer, innerörtliche Straßenplanung
Planung und Fehlplanung im Raum Weser-Ems
ergänzend: Rollenspiele zu Planungen, Analyse von Presseberichten, Fakten, Meinungen
4.4.4 Problemlösung im Umweltschutz
Viele Entscheidungen im Umwelt- und Naturschutz müssen schnell in letzter Minute getroffen werden. Für eine nachhaltige Wirkung und bei gezielten, umfassenden Maßnahmen zum Schutz oder zur Wiederherstellung der Lebensqualität ist unbedingt eine Problemanalyse, ein durchdachtes Konzept, arbeitsteilige, gemeinsame Aktionen und ständige Kritikbereitschaft nötig. Viele Gremien halten sich bei der Klärung eines Problems und der Planung von Aktivitäten an einen jeweils vereinbarten Problemlösungsweg. Damit ist viel Zeit und Arbeit
zu sparen. Solch ein Problemlösungsweg kann folgende Schritte umfassen:
Orientierung
Warum ist das Problem wichtig?
Sind genügend Informationen vorhanden?
Wie ist das Problem zu definieren?
Ist genug Zeit und Kompetenz vorhanden?
Ziel dieser ersten Stufe ist, sich am Start des Problenlösungsweges der nötigen Ausrüstung und der nötigen Gemeinsamkeit der Gruppe zu vergewissern.
Bestandsaufnahme
Wertungs- und meinungsfreie Beiträge, noch keine Lösungen sammeln, alle Daten, Fakten, Berichte, Erfahrungen und Beispiele sammeln; Zusammenhänge, Aspekte
Sind alle Aspekte erfasst (naturwissenschaftliche, juristische, soziale, wirtschaftliche)?
Welche Zusatzinformationen sind nötig?
Kontaktaufnahmen mit Gruppen, die bereits Erfahrungen haben, mögliche Aktivitäten auflisten
Ziel der Bestandsaufnahme ist es, sich eine klare Vorstellung vom Sachverhalt und seinem Bezugsfeld zu machen.
Urteilsphase
Ordnen der Information
Prioritäten vereinbaren, Zeitfolge
Kern des Problems definieren, ggf. ist eine Veränderung der Problemdefinition nötig
Wunschvorstellungen definieren - was wollen wir optimal erreichen?
mehrere alternative Lösungen oder Aktivitäten zusammenstellen, ggf. Test der Lösungen durch Planspiele, Gegenpositionen testen
Entscheidungen
Vereinbarung der optimalen Lösung, der besten Aktion und des idealen Konzeptes (zeitliche Folge, Mittel etc.)
Welche zusätzlichen Maßnahmen werden nötig sein?
Verteilen der Aufgaben, Festlegung der Termine, nächstes Treffen zur Entschlußkritik vereinbaren
Feedback
Problemfeld als Ganzes im Auge bewahren, Protokoll der Aktionen und Koordination prüfen
Ergaben sich erwartete oder vermutete Wirkungen, Erfolge?
Sind entscheidende Veränderungen der gemeinsamen Entscheidungen nötig?
Darstellung der Ergebnisse für Interessierte (Ausstellungen, Vorträge, Schriften)
4.4.5 Kommunikationshilfen
Grundlagen und Beispiele zur Informationstheorie
Was will ich mitteilen, wie werde ich verstanden?
Übersicht zu den Medien als Transportmittel für Informationen - Brief, Zeitung, Flugblatt, Bildserien, Telefon, Radio, Fernsehen, Video
Was kann ich mit den einzelnen Medien vermitteln, was nicht?
Eigengesetzlichkeiten der Medien, Irrtümer und Falschmeldungen, Hilfen bei der Kommunikation - Notizen, Strategien, Vereinbarungen etc.
ergänzend: Rollenspiele, Mimik, Gestik, Sprechtechnik, Analyse von Interviews, klassische Mißverständnisse und Falschmeldungen in der Geschichte, technische Einzelheiten zu Kommunikationssystemen
4.4.6 Vorträge, Kurse,Veranstaltungen
Was will ich mitteilen, verrnitteln?
Wer ist die Zielgruppe, was ist sie gewohnt?
Wie und wann lade ich ein?
Welche Aktualitäten kann ich für ein öffentliches Interesse nutzen?
Welche Vortragsarten, Kursarten und Veranstaltungsarten gibt es? Welche ist für mich die beste?
Einzelveranstaltungen, Serien, gemeinsame Veranstaltungen, Beispiel einer Volkshochschulserie zum Umwelt- und Naturschutz
Besuch von Großveranstaltungen (Wattenmeertag, Küstenwochenende und Öko-Messe)
Vortragstechniken - Rede, Diskussion, Diaserien
Belebung von Kursen und Veranstaltungen, Konkretes und Greifbares, was nimmt der Besucher mit?
Im ersten und zweiten Kapitel habe ich die prinzipiellen Positionen und didaktischen Theorien zur Umwelterziehung zusammengestellt.
Die Inhalte und die Form des Ökopraktikums, im dritten und vierten Kapitel beschrieben, erinnern am deutlichsten an die Aussagen über handlungsorientiertes Lernen.
Im folgenden werde ich nun überprüfen, ob die einzelnen Anforderungen für eine handlungsorientierte ökologische Didaktik, nach W. Beer, auf das Ökopraktikum des BUND e.V. zu beziehen sind.
Bei interdisziplinären Ansätzen muß es immer möglich sein, die Inhalte in die Einzeldisziplinen aufzuteilen, der wesentliche Charakter ist jedoch die Gleichzeitigkeit, die im Ökopraktikum gewährleistet ist.