Es folgt erst ein Einleitungstext
Dann die Übersicht der Exponate
Danach einige Fotos
und zuletzt ein Bericht in den Jahresblättern der Oldenburgischen Landschaft
Wie es zu dieser Ausstellung gekommen ist.In die Küstenökologie bin ich (Wolfgang Meiners) hineingeboren. Auf dem Hof in Iffens wuchs ich mit Wind und Wetter auf und mein Vater (Hans Meiners, damaliger Vorsitzender des Rüstringer Heimatbundes) erzählte mir viel über Land und Leute.Seit 1978 lebe ich wieder auf dem Hof und erzähle selbst in vielen Kursen über die Entwicklung der Küstenlandschaft und der friesischen Kultur. Seit 1985 habe ich dabei konsequent den Blickwinkel des wissenschaftlichen Ökologen angewendet und bin zu einigen überraschenden Unterschieden zur gängigen Geschichtsschreibung gekommen. Was oft als Naturkatastrophe dargestellt wird, entpuppt sich als normale menschliche Fehlplanung. 1990 habe ich mit der Hilfe von Claus Peter Lieckfeld begonnen die Vorträge über den „Mythos vom nassen Tod“ zu einem Buch umzuarbeiten. In diesem Jahr haben wir die Geschichte unserer Nordseeküste mit vielen Objekten in einer Ausstellung erklärt. Weil dies eine friesische Geschichte ist, haben wir die Beispiele möglichst so gestaltet, daß die Aussagen für den gesamten friesischen Siedlungsbereich gelten, also auch für West - und Nordfriesland.
Mitgeholfen haben:
Die Sichtweise des ÖkologenVieles in dieser Ausstellung mag neu und ungewöhnlich erscheinen. Und es ist doch dieselbe Geschichte der Siedler, schon oft beschrieben wurde. Neu ist eben die Anwendung der Erfahrungen und Gesetze der Ökologie. Auch der Mensch ist diesen Regeln unterworfen und deswegen ist die Besiedlung unserer Nordseeküsten nicht zufällig oder beliebig erfolgt.Unser Ansatz in der „Ökosystemforschung“ ist zunächst die Analyse und Beschreibung der Entwicklung ohne Einfluß des Menschen. Dabei haben wir zeitliche und räumliche Verhältnisse so idealisiert, wie es in der Wissenschaft üblich ist. Eine kompakte und einfach Systematik der Küstenmorphologie ist das Ergebnis. In der zweiten Stufe untersuchen wir, wie sich Menschen an der Küste angesiedelt haben. Wie zu erwarten hat sich dabei eine charakteristische friesische Kultur entwickelt, die Vorteile im Ökosystem nutzt und Nachteile für den Menschen ausgleicht. Das „Leben mit der Natur“ zeigt sich heute noch in vielen Spuren in der Landschaft und in kulturellen Besonderheiten.
In der dritten Stufe können wir zeigen, daß intensive Eingriffe der Siedler in das Ökosystem erhebliche Folgen haben. Seewassereinbruch in die Salztorfgebiete und viele Opfer durch eine unsichere Eindeichung sind die wohl bekanntesten Katastrophen. Aber auch andere schmerzliche Probleme traten auf. Ökosystemforschung soll nützlich sein, und deshalb haben wir einige Entwicklungen in der heutigen Zeit dargestellt. Die Geschichte gibt uns viele Beispiele für gelungene und für mißratene Aktivitäten der Menschen. Wir können lernen, wann Eingriffe vom Ökosystem ausgeglichen werden und wann wir kleine und grosse Katastrophen produzieren.
Ökosystemforschung soll und kann nicht die etablierten Forschungsgebiete ersetzen, sie kann mit ihnen kooperieren und sie ergänzen. Die Ausstellung ist stets mit einer Führung zu besuchen, Objekte und Modelle sind anschaulich und lange Texte erübrigen sich. |
1. Eiszeitliche Küste Zeitachse, Küstenmorphologie, Nordseerand nach der Eiszeit. 2. Sedimentation Trennung von Sand und Ton Abfolge: Geest-Moor-Marsch-Watt-Insel-See 3. Grodenentstehung Aufschlicken durch Überflutung Schichtenbildung, Dimensionen 4. Sand und Düne Wind weht Dünen auf 5. Ton in Struktur und Verwendung glitschige Schichten, Polyederrisse, hell/dunkel Färbung Nährstoffspeicher, Farbgebung durch Eisenverbindungen 6. Tide Ebbe und Flut -Scheibe, Tidezeiger, Monatsmuster 7. Was ist ein Ökosystem? Funktion, Was tut ein Umweltverband 8. Wetter /Algen / Ökosystemfaktoren Klimadaten, Agar-Agar, 9. Salz und salzverträgliche Pflanzen Zonierung, Salzmanagement, Salz für den Menschen 10. Literatur und Übersicht zum Ökosystem Wattenmeer Beschreibungen, Gefährdungen, Schutzmassnahmen Infomaterial, Examensarbeiten
11. Warum an der Küste siedeln? Abwägung der Vor- und Nachteile 12. Wurten, Halligen / Hausbau Soden, Fundamente, Ständer, Materialien, Alkoven 13. Scherbensammlung von Hans Georg Meiners (1959) Kartierung und Sortierung 14. Schafhaltung Wollverarbeitung, Felle, Webgut 15. Gerste Gerstenfeld in Wanne (Ringdeich), Bier, Graupen 16. Originalhölzer des Inte -Sieles von 1350 Eichenbalken und Reste der Buchenholzröhre 17. Wegebau und Handel Thixotropie, Hanse, Seefahrkultur Gummistiefeldatierungstafel 18. Torf, Eingriffe in die Küstenrandmoore Trinkwasser, Brenntorf, Salztorf 19. Quellen der Küstenforschung, Berichte, Beispiele aus Butjadingen Christianisierung
20. Winterdeiche Deichhöhe, Wellenenergie, Deichbrüche 21. Knickmarsch Ionenverlagerung, Wischland 22. Malaria Schilf, Zuwässerung, Wasserwirtschaft 23. Reichtum Orgeln, Tee, Pferde, Öfen, Grabplatten 24. Steinhäuser und Burgen Christiansburg
25. Friesische Kultur 26. Tourismus 27. Landbau 28. Nationalpark 29. Technische Bauten im Deichvorland 30. Industrie 31. Infrastruktur 32. Das Buch über den Mythos vom nassen Tod 33. Projekt: „Biotop Jadebusenküste“ 34. Rungholt 35. Kommentar und Fragentafel 36. Der Friesenrat 37. Die Umweltstation Iffens 38. Der Rüstringer Heimatbund 39. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland 40. Das Gästebuch
Für die geologische Küstenentwicklung ist das Tonmineral
bedeutend . Die Chemie und Physik erklärt vieles in der Bodennutzung und Kulturentwicklung. Hier ist die Schrumpfung beim Trocknen zu erkennen. Die Polyederrisse sind Bodentypisch. |
|
Tonböden sind Schichmineralien. Die Silikatschichten lassen sich wie Spielkarten verschieben. Das ergibt eine schmieriges Matschgefühl, wie wir es von Seife her kennen. | |
Ökologie ist auch graphisch zu erklären | |
Es muss nicht immer ernsthaft sein, Hier ist die Herstellung von Salzstangen vorgeführt | |
Die eifrigsten Helfer der Archäologie sind Maulwürfe. Sie schieben mit der Erde ihrer Maulwurfshaufen Scherben aus den Wurten nach oben. Mein Bruder Hans Georg hat davon sehr viele und sehr systematisch abgesammelt und archiviert. Die Behälter der wissenschaftlichen Sammlung zeigen nebenbei einen Querschnitt des Konsums der 50iger und 60iger Jahre | |
Reste eines alten Sieltores, welches Mönche von Kloster INTE gebaut haben, wurden 1982 gefunden. Einige Hölzer konnten wir konservieren. | |
Gerste ist ein dankbares Theme und die Lebensbedingungen der Küstenregion zu erklären. Die harten Probleme des Ökosystems führen oft zu einfachen Lösungen durch die Siedler. So gab und gibt es hier viel Bier und Graupengerichte. | |
Hier ein Ausschnitt aus dem Gummistiefelmuseum | |
Primärproduzenten und Nahrungskette im Watt | |
Schilf ist beliebter Baustoff aber auch für die Malariaepidemien an der Küste verantwortlich | |
Mit einem Modell ist gut zu erklären, warum die ersten seedeiche an der Küste bei Sturmfluten gebrochen sind. Sie waren schlichtweg falsch kalkuliert. | |
bei diesem Exponat wird die Spülung der Grabengewässer mit Weserwasser erklärt. |
Kurzbericht für das Jahrbuch 1996 der Oldenburgischen LandschaftVom 2.5. bis 12.12. 96 wurde in der Umweltstation Iffens die Ausstellung über die Küstenentwicklung gezeigt. Ökologie ist inzwischen ein interessantes Hilfsmittel geworden, um die natürliche Entstehung der Nordseeküste zu erklären. Die Ausstellung macht dies mit einfachen Beispielen auf 120 m2 deutlich.Für den Bereich der friesischen Besiedlung ist das Instrumentarium der Ökologie aber auch brauchbar, um die Kulturentwicklung zu verstehen. Die friesische Kultur ist also nicht zufällig so geworden, sondern durch die regionaltypischen Bedingungen in unverwechselbarer Form entstanden. Ein besonderer Aspekt ist das Wechselspiel von Reichtum durch die Landnutzung und Neulandgewinnung mit dem Risiko der Deichbrüche und Überschwemmungen. Bis in die Gegenward hinein hat der Reichtum an der Küste die Grundlage für unsere Baudenkmäler und Kunstobjekte, die wir heute noch pflegen (Steinhäuser, Orgeln, Teekultur, usw) gelegt. Die kulturellen Neuerungen haben die bestehenden kulturellen Bräuche lange Zeit nur wenig verändert.
Erst in jüngster Zeit hat sich ein deutlicher Wandel vollzogen. Dabei wird in der Ausstellung an vielen Beispielen verdeutlicht, wie an der Küste eine neue „befremdliche“ Kultur entsteht.
Zum Schluß der Ausstellung wird gezeigt, wie die Heimat- und Umwelt-Verbände versuchen, ein Verständnis und ein Gefühl für die regionaltypische Kultur zu vermitteln. Mit freundlichen Grüssen Dr. Wolfgang Meiners
Weitere Texte über die FRIESISCHE REGION : Unser Text in den Museumsblättern der Oldenburgischen Landschaft. Lustiger und lehrreicher Fragenkatalog zur Ausstellung über den "Mythos vom nassen Tod".
|