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    Günter Alvensleben hat uns besucht und einen Bericht für die oldenburger Kulturzeitschrift geschrieben.

    Die UMWELTSTATION Iffens

    Ein kritisch-kreatives Umweltschutzzentrum
    Von Günter Alvensleben

    Es ist kein Geheimnis, dass das Oldenburger Land immer wieder für einzigartige Überraschungen steht. Insbesondere auch dort, wo sich in den weiten ländlichen Regionen herausragende Objekte nicht unbedingt aneinanderreihen. Doch wer an der Ostseite des Jadebusens die Straße von ]ade-Diekmannshausen Richtung Butjadingen-Eckwarden aufmerksam befährt, entdeckt im Ort Iffens ein gelbes Schild "Umweltstation", dazu eine von beiden Seiten mit Stahltoren eingefasste Einfahrt auf eine ältere Hofanlage. Aber dieses von Bäumen umstandene Anwesen erscheint etwas anders als die an der oldenburgischen Nordseeküste üblichen Bauernhöfe. Hier trifft man bei näherem Hinsehen tatsächlich auf eine besondere Umwelt: auf die ,,Umweltstation Iffens", auf ein Natur- und Umweltschutzzentrum, das sich in 42 Jahren seines Bestehens große Anerkennung erworben hat.

    Als im Jahre 1978, ausgerechnet in einem Jahr, in dem ein Schneesturm ganz Norddeutschland lahmlegte, Dr. Wolfgang Meiners nach dem Studium in Freiburg als promovierter Chemiker den heute 147 Jahre alten Bauernhof seines Vaters übernahm, ein imposantes friesisches Gulfhaus, samt Nebengebäude und etwa zehn Hektar Land, stand für ihn schon fest, hier in Butjadingen-Iffens eine Umweltstation einzurichten. Allerdings hatte zur damaligen Zeit der Begriff Umweltschutz für viele Bürger auch in der Halbinselgemeinde Butjadingen keine besondere Bedeutung. Im Gegenteil, vor allem die Industrie und selbst Behörden und Mandatsträger standen in der Anfangszeit den Hinweisen, Analysen und praktischen Maßnahmen der Umweltstation und dessen Leiter skeptisch gegenüber. Sie wurden häufig abgelehnt oder geringschätzig abgetan. Doch Wolfgang Meiners ließ sich nicht beirren. Aus einer aktiven Umweltschutzbewegung kommend, hatte er den Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie und damit auch die Umweltprobleme unter anderem bei der Anwendung von Chemikalien vor allem im landwirtschaftlichen Bereich schnell erkannt und handelte, indem er damit begann, umweltverträgliche Auswege aufzuzeigen.

    Mit Unterstützung von Bärbel Supper, seiner in der Erwachsenenbildung versierten Lebensgefährtin, und von motivierten ehrenamtlichen Helfern entstand auf dem Hofgelände mit klaren Vorgaben, Idealismus, praktischen Ideen, nicht nachlassender Durchsetzungskraft, großem Engagement und mit Begeisterung ein kritisch-kreatives Umweltschutzzentrum, das heute mit beispielhaften, richtungsweisenden Aktivitäten in den umfassenden Bereichen des Landschafts-, Natur-, Gewässer- und Meeresschutzes sowie des Lärmschutzes und der nachhaltigen Energieversorgung wertvolle Hilfe leistet. Davon profitieren nicht nur die Gemeinde Butjadingen und der Landkreis Wesermarsch, sondern auch Industriebetriebe und Bildungseinrichtungen.

    Alle Umweltinitiativen meistert die Umweltstation als private Institution ohne direkte finanzielle kommunale oder staatliche Zuwendungen. Darauf ist man in Iffens besonders stolz, denn die eigenen, unabhängigen Entscheidungen haben sicherlich zum Erfolg beigetragen und den einen oder anderen Traum erfüllt. Schon beim 15-jährigen Jubiläum der Station kam mit dem ,,Iffens-Lied" ,,In den eigenen Träumen baden, über meinen Schatten springen ..." und ,,Ich glaube nicht an Gespenster, doch dieses Haus hat einen Geist ..." die Philosophie und das ungebrochene Engagement der Initiatoren und Mitstreiter zum Ausdruck.

    Wie richtig von Anfang an gehandelt wurde, beweist die Tatsache, dass von den in den 1970er-Jahren rund 30 gegründeten Umweltstationen in Deutschland viele nicht überlebt haben. Die lffenser Station hat sich dagegen im Umweltschutz als eine weit über die Grenzen der Wesermarsch hinaus anerkannte Umweltinstitution etabliert und eine mutmachende Dynamik ausgelöst, die auch im Ausland aufmerksam registriert wird. Beim 40-jährigen Jubiläum im Jahre 2018 konnte man Gäste aus Bangladesch, Italien, Ungarn, Spanien und aus den Niederlanden begrüßen.

    Dabei hatte alles ja sehr bescheiden begonnen. Wolfgang Meiners startete auf dem Hof zunächst mit der Schafzucht, wechselte zur Bewirtschaftung der Ackerflächen über, begann jedoch gleichzeitig auch sein Vorhaben zur Einrichtung der Umweltstation vehement umzusetzen. ,,Sein" Chemielabor gehörte von Anfang an dazu. Heute wissen viele umweltbewusste Bürger jeglichen Alters, öffentliche Einrichtungen, Industriebetriebe und Hochschulen seine unermüdlichen Aktivitäten und die von naturwissenschaftlichen Beobachtungen abgeleiteten, fundierten Analysen sowie seine umweltbildenden Seminare und Angebote zu schätzen.

    Der Erwerb des ,,Ökoführerscheins" bietet Pädagogen und Mitarbeitern umweltrelevanter Einrichtungen die Chance, ihr Wissen verantwortungsvoll weiterzugeben, Feuerwehrkräfte lernen die Grundlagen der Chemie kennen, Firmen ermöglichen ihren Auszubildenden, ein Praktikum ,,vor Ort" in Iffens zu absolvieren, und wer beim Stationsteam mitarbeiten möchte, kann hier das ,,Freiwillige Ökologische Jahr" nutzen.

    Chemie-Praxistage, Biologie-Leistungskurse, Beratungen und Ausarbeitungen in den Bereichen Landschaft, Küste, Wattenmeer, Nationalpark und Gewässerstruktur prägen das breit aufgestellte Tätigkeitsspektrum des Umweltzentrums Iffens. Dazu gehören aktuelle Themen wie Elektrosmog, Wasserqualität, Toxikologie, Erhalt der Artenvielfalt, Anlage von Streuobstwiesen, um den Bestand der verschiedenen Apfelsorten zu sichern, nachhaltige Landschaftspflege, Heimatverbundenheit und Kulturpflege. Im Gespräch ist ebenfalls die Ausweisung von Biosphärengebieten. Daran beteiligt sind jeweils nach Gewichtung der Vorhaben entsprechend aufgestellte Projektgruppen. Stets ist man bemüht, den Konflikt Mensch versus Umwelt mit praktikablen Lösungsvorschlägen zu behandeln. Hier trifft man auf eine Ideenbörse und -schmiede, auf eine ,,Mutmach-Station", die mit überzeugenden, positiven Konzepten umsetzbaren Natur- und Umweltschutz betreibt.

    Gleichzeitig hat die Iffenser Station bei Kennern und Freunden den Ruf einer ,,Allround-Station", denn der Umweltschutzgedanke prägt unterschiedliche Tätigkeitsfelder, die sowohl wirtschaftlich von Nutzen sind als auch Spaß machen.
    
    Die moderne Hydroapfelpresse ist zur Erntezeit stets ausgelastet, der hier gereifte Rhabarber gilt als begehrte Delikatesse, im Gewächshaus gedeiht unter Aufsicht die bodenständige Flora, und auf dem weiten Hofgelände tummelt sich mancherlei Federvieh. Wer die Umweltstation in Iffens besucht, die zudem über eine umfangreiche Bibliothek verfügt, von Zeit zu Zeit Ausstellungen zeigt und zum Bildungsprogramm kulturelle Veranstaltungen anbietet, sollte nicht irritiert sein, wenn er in den großzügigen Räumen des Gulfhofes ein wunderbares ,,kreatives Chaos" (so die Insider) vorfindet. Das ist so gewollt, es fördert die Phantasie, regt zum Nachdenken an und macht Lust zum Mitmachen. Und wenn zu bestimmten Anlässen gefeiert, gesungen und musiziert wird (mit der Gruppe ,,Seewind" und Bärbel Supper), fröhliches Kinderlachen erschallt und heiter gestimmte Menschen an die Zukunft glauben, findet der Geist der Umweltstation Iffens seine Daseinsberechtigung.
                                                                                                                              
    
    Fragt man Wolfgang Meiners nach seinen beliebtesten Aufenthaltsorten, steht das Chemielabor ganz vorne an, aber auch die Bibliothek gehört dazu und im technisch wirtschaftlichen Bereich die Apfelpresse. Die Voraussetzung und Sicherheit für die verschiedenen Aktivitäten schafft die gemeinnützige Umweltstiftung IffensArt e.V., auch der in früheren Jahren gegründete gemeinnützige Verein für Umwelterziehung Iffens e.V. trägt zur Umsetzung der Aufgaben bei. Ideelle Unterstützung erhält die Umweltstation vor allem vom BUND, dessen Kreisvorsitzender Wolfgang Meiners seit der Gründung im Jahre 1984 ist, und von verschiedenen anderen Umweltverbänden, unter anderem von Greenpeace und vom NABU. Mit dabei ist auch der aktive Freundeskreis Iffens, Kontakt besteht außerdem zum Friesenrat. Doch die Umweltstation ist stets auf Spenden angewiesen, um sowohl die Umweltschutz- beziehungsweise Projektprogramme als auch die Unterhaltung der Bi1dungseinrichtungen zu ?nanzieren. Umso mehr freut man sich darüber, wenn das Fernsehen mit Spezialsendungen schon mal ein wenig nachhilft.
                                                                                                                       
    
    Es ist zu hoffen, dass das Natur- und Umweltzentrum in Butjadingen-Iffens noch viele Jahre die gesetzten Ziele und Aufgaben wahrnehmen kann und Alternativen und Auswege aufzeigt, wie Umweltprobleme gemeistert werden können - wohl im Bewusstsein, dass sich nicht alle Probleme lösen lassen und immer wieder neue hinzukommen. Doch die Ergebnisse sprechen für sich. Die erfolgreiche Einflussnahme auf aktuelle landschaftsrelevante Maßnahmen und die Stärkung des Umweltbewusstseins sind in der Wesermarsch, in der ansprechenden, schützenswerten Landschaft zwischen Jade und Weser, unverkennbar. Damit hat die Umweltstation Iffens an der oldenburgischen Nordseeküste viel erreicht. Erfolge, die letztendlich auch einem umweltfreundlichen und nachhaltigen Tourismus zugutekommen. Kein Zweifel: In Iffens stimmt die Chemie.
                                                                                                                                        
    
    
      
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