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Apfel zum Lesen

10.4 Erlebnisse bei einem Apfelsaft-Preßtag in Iffens
10.5. Apfelsaftpressen aus Sicht der Umwelterziehung von Annette
10.6. Mach dir einen Reim drauf:
10.7. Apfelanbau in Butjadingen vor 100 Jahren

10.4. Erlebnisse bei einem Apfelsaft-Preßtag in Iffens
Das ist nicht der neueste Stand der Technik, aber so ähnlich läuft es immer noch.
Erlebnisbericht von Silja 1992:

" Mist Wecker, was mußt du schon so früh klingeln?"...Ach ja! Heute pressen wir Apfelsaft, und schon um halb acht stehen die ersten Leute auf der Matte, wahrscheinlich mit einem ganzen Hänger voller knackiger Äpfel. fast zu schade, um sie in die Press zu jagen.
Noch schnell einen Happen Brot in den Mund geschoben, ein Schlückchen Tee oder Kaffee und ein Blick in die Zeitung geworfen, schon geht's raus in die frühmorgendliche Eiseskälte. Natürlich nicht ohne zwei Paar dicker Socken,langer Unterhose und mehrerer Lagen Pullis.
Die erste Schicht, meist unter Bärbel's sorgsamer Aufsicht,spritzt den Apfel-Preßraum nocheinmal durch und platziert Netze, Eimer, Wannen und anderes Gerät an die richtigen Stellen. Denn- so wissen wir aus Erfahrung- rollen die Äpfel ersteinmal über die Rutsche, so sind innerhalb der einzelnen Preßstufen bis hin zum Auffangen des Saftes Verzögerungen zu vermeiden. Sind doch die Tages-Termine zeitlich genau geplant, abgestimmt auf die jeweiligen Apfelmengen der Anreisenden: Sechs Zentner in einer Stunde! Das brachte doch so einige ins Staunen, die sich noch an das mühsamere Pressen in der Diele erinnern konnten.
Schon hieven wir eine erste Ladung der grünen, roten, gelben oder sogar mehrfarbigen Exemplare auf die Rutsche. Aber halt- bevor sie vollends im mahlenden Loch verschwinden und unkenntlich geworden als Schnitzel in der Wäschewanne wieder auftauchen, müssen sie noch eingehends von Frank untersucht und bestimmt werden. Sein Apfelmuseum wird auf diese Art um die seltendsten Sorten bereichert, obwohl sie oft wegen mangelner Kenntnis der Apfelbaumbesitzer und desgeringen Umfangs des Bestimmungsbuches keinen Namen mehr zugeordnet werden können.
Jedoch bewundern wir in diesem Jahr viele besonders großen Exemplare und stöhnen schon fast über die ungeheuren Apfel-Mengen, die dieser Sommer hervorgebracht hat. Versuchen doch einige Betroffene noch verzweifelt einen Termin bei uns zu ergattern-aber "leider schon alles belegt. Wie wär's in vier Wochen?"

Die kleingeschnitzelten Äpfel werden nun in Eimer geschaufelt, die ein fleißiger Helfer bzw. Helferin mit Netzen auslegt.(Die Aufgabe, die sogar ein blutiger Anfänger sofort beherrschen sollte). Aber ach,die super-reißfesten Fischernetze sind eine Nummer zu schmal geraten. Das Fluchen derjenigen oder desjenigen, die/der das schwere gefüllte Netz in die Presse hieven darf, möglichst ohne daß die Schnitzel seitwärts wieder herausrutschen, ist nicht zu überhören.
Auch sollte diese Tätigkeit lieber kein/e Rückengeschädigte/r übernehmen, und wenn nur für einen kurzen Zeitraum (viele Grüße hiermit an Petra aus Köln, die ihren Ischias kräftig zu spüren bekam.) "ACHTUNG, der Eimer läuft über!" Mist, jetzt hat wieder niemand an der entscheidendsten Stelle aufgepaßt. Nämlich dort, wo die kostbare Flüssigkeit endlich aufgefangen werden kann. welche Farbe und welchen Geschmack wird der Saft wohl diesmal haben? Über braun und trüb bis grün und klar, sauer bis zuckersüß, ist alles möglich; am begehrtesten jedoch die saure Variante.
Es läuft und läuft, aber die Presse hat ihren tiefsten Punkt immer noch nicht erreicht. Eimer für Eimer wird in die mitgebrachten Kanister gefüllt, doch-so ein Ärger- sie reichen gar nicht aus! "Habt ihr nicht noch ein Gefäß für uns?" heißt es nicht selten. Diese Situation, so ärgerlich für die einen, wird von uns insgeheim freudig begrüßt, da sie des öfteren unseren Saftbestand bereichert (wie war das noch mit der Pipeline, die den überschüssigen Saft direkt in den Keller leitet?)
Mittlerweile gibt der Holzanteil der Presse schon seltsam knackende Geräusche von sich, und das erfrischende Getränk füllt nur noch tropfend den Eimer. Schnell werden die Netze mit den übriggebliebenen "Apfel-Pfannkuchen" in Tonnen entleert (Die Schafe freuen sich schon) , um die nächste Fuhre hineinzufüllen. Dieser Vorgang bis hin zum Pressen erfordert die größte Schnelligkeit, wobei während der Arbeit der Presse endlich Zeit für einen kurzen Schnack mit den Angereisten bleit. Dann werden interessante Neuigkeiten über das Wetter ausgetauscht, der Saft der eigenen Äpfel gepriesen und über die vielen vielen Äpfel in diesem Jahr geklagt:"Es hängt immer noch alles voll in den Bäumen..."

Kurze Zeit später, selbstverständlich genau getimet, biegt das nächste Auto in die Hofeinfahrt . Nun kann unser Preß-Rhythmus von neuem beginnen. Vielleicht müssen diesmal die Äpfel noch vorher gewaschen werden...(?)-" brrr, das Wasser ist eiskalt" und die Hände bald genauso. Da erproben wir hinterher alle Aufwärm- und Massagetechniken, die nur so lange vorhalten, bis die nächste Waschaktion beginnt.
Der Tag schreitet voran und mit ihm der Hunger. Allerdings kann wieder auch nur in Schichten gegessen werden- endlich eine willkommene Abwechslung für unsere von Apfelsaft überschwemmten Mägen. Trotzdem können wir uns angesichts der vielen Sorten noch zu später Stunde dafür begeistern.
Mit den neu ankommenden Apfel-PresserInnen wiederholt sich das Plaudern über Äpfel, Wetter und andere Nettigkeiten. Eine kleine Abwechslung bringen da die mitgebrachten Kinder, die sich vielleicht weniger für die Presse begeistern können, aber dafür den darüberliegenen Heuboden unsicher machen. Hier befinden sich nämlich die viel interessanteren knuddeligen kleinen Kätzchen. (Komisch, woher kommt denn plötzlich das viele Heu im Apfelsaft Preßraum?)
Einige Anreisenden werden sogar ganz großzügig und spenden ein Trinkgeld für die "fleißigen PraktikantInnen". Mit wieviel mehr Elan wir doch anschließend die Äpfel durch die Presse jagen...

Schlagartig, nachdem die letzte Presse des Tages geschafft ist, verringert sich die Anzahl der Helfenden auf zwei bis drei. Denn- so ist es mittlerweile allgemein bekannt- beginnt nun die unangenehmste aller Arbeiten: das Säubern des Apfel-Preßraumes. Und wer hat noch keine Erfahrung gemacht mit der unwahrscheinlichen Hartnäckigkeit der Apfelreste, die sich seltsamerweise in alle Ritzen verkrümeln müssen oder den festgetrockneten Spritzern an den Fliesen, denen es nun mit einer Bürste zu Leibe zu rücken gilt. Als ganz gemein entpuppt sich die Angewohnheit der Netze, die beim Trockenschütteln alle Nässe auf ihre/n SäuberIn übertragen.
Womöglich müssen die bedauerndswerten nassen und kalten Gesellen auch noch auf den letzten Einkochtopf warten, der immer noch nicht auf 85 Grad hochgeheizt hat, um den Saft in Flaschen abfüllen zu können. Doch zuguterletzt blitzt und glänzt der Raum wieder- bereit für den nächsten Apfel-Preßtag- und wir freuen uns auf eine warme Dusche sowie ein leckeres Abendessen.


10.5. Apfelsaftpressen aus Sicht der Umwelterziehung

von Annette

Auszug aus einem Bericht zum Praktikum in Iffens im Herbst 1997 mit wenigen Ergänzungen von Wolfgang, um die Zusammenhänge zu klären)
Das Apfelsaftpressen ist ein Paradebeispiel für die vielseitigen und vielschichtigen Prozesse, die durch praktische Umwelterziehung angestoßen werden können. Kurz gesagt, beginnt das Lernen beim Einsammeln der Äpfel und endet beim fertigen Saft und der Mundpropaganda für die Umweltidee.
 
 

10.5.1. Wie geht das Apfelsaftpressen vonstatten?

In der Umweltstation Iffens legen wir Anfang September Preßtage fest, die im Zeitraum von Mitte September bis Mitte November ungefähr zwei mal proWoche stattfinden. Öfter können und wollen wir nicht pressen, denn ein Preßtag nimmt viel Zeit in Anspruch. Er dauert idealerweise von morgens 7.00 Uhr bis abends 22.00, damit sich der Säuberungsaufwand lohnt.
Der Apfelpressraum wird in der übrigen Zeit des Jahres als Futerlager oder Gemüselager benutzt und viele Gerätschaften lagern im Weinkeller. Deswegen brauchen wir Mitte September zwei Tage, um die Arbeitsgeräte vorzubereiten und den Preßraum zu säubern.
Zu dieser Zeit rufen schon die ersten Leute bei uns an, die uns ihre voraussichtliche Apfelmenge nennen und von uns einen festen Zeitpunkt fürs Pressen genannt bekommen. Sie sammeln bei sich oder bei Bekannten die Äpfel auf und bringen sie in Säcken, Körben oder gleich lose in Anhängern zum Preßtermin auf die Umweltstation Iffens.
Falls nötig können sie die Äpfel vorher noch waschen, bevor sie auf das Förderband geladen und durch die Schnetzelmühle getrieben werden. Von dort aus gelangt der Apfelmatsch in den Preßkübel, der mit Fischernetzen ausgelegt ist. Die vollen Netze werden übereinandergeschlagen und der Preßkübel unter die Presse gefahren. In einem Durchgang, der ca. 15-20 min dauert, pressen wir 2 Zentner Äpfel und gewinnen 65-70 1 Saft. (ca 2500 l pro Tag). Den frischen Saft ihrer eigenen Äpfel nehmen die Leute in Kanistern oder Milchkannen wieder mit und machen ihn zuhause ein (auf 85 C erhitzen) oder vergären ihn zu Apfelwein. Der ganze Vorgang spielt sich in der Garage(50 m²) und der Apfelpresse (25 m²) ab, sodaß die Gäste die ganze Zeit anwesend sind und mithelfen. Ein Kaffeetischchen mit Sofa zum Klönen darf auch nicht fehlen. NachbarInnen und Freundinnen bekommen den Saft umsonst, andere zahlen 30Pf/l. Viele tauschen auch mit uns, gegen Äpfel, Honig, Käse, Geräte oder Bücher. Der Apfeltrester wird zunächst in Fässern luftdicht gelagert und an unsere Schafe verfüttert.

10.5.2. Was können wir beim Apfelpressen lernen?

10.5.2.l. Die Organisation im Vorfeld

Ganz allgemein lernen wir Praktikantlnnen bei der Vorbereitung auf der Umweltstation Iffens das Organisieren: Welche Termine können wir anbieten, wo werden sie fest eingetragen, und was brauchen wir alles bis zum ersten Termin? Wie geht das Pressen vor sich, welche Geräte brauchen wir nacheinander, müssen welche ersetzt werden?
Am Telefon lernen wir den Dialekt der Gegend kennen und üben den Umgang mit Menschen, auch den Umgang mit Problemsituationen: Was tun, wenn jemand seine Apfelmenge nicht kennt, wenn ich jemandem einen falschen Termin genannt habe, wenn ich jemand nicht verstehe, wenn jemand nicht zu reden aufhört?
Bei den direkten Vorbereitungen auf den Preßtag lernen wir Raum und Geräte beim Putzen und Ordnen kennen. Unmittelbar vor dem Start gehen wir noch einmal in Gedanken alle Handgriffe durch: Ist das Wasser angeschlossen, funktioniert der Druckstrahler? Haben wir Gläser zum Probieren? Welche alten Klamotten kann ich anziehen, wie teilen wir die Schichten auf, und wer kocht Mittagessen? Haben wir alle interessanten Materialien bereitgelegt, z. B. die Broschüre "Äpfel in lffens", das Buch mit den Apfelsorten, die Faltblätter über die Umweltstation?
Meine Idee für die Apfelpresse war eine Landkarte der Gegend in Apfelform, auf die die Gäste ihren Heimatort mit einem Apfelstempel eintrugen, damit alle sehen konnten, welchen Einzugsbereich wir mit der Apfelpreßaktion abdecken.
Auch die Gäste müssen sich ihren Preßtermin erst organisieren: Wie bringe ich die Äpfel nach Iffens? Worin kann ich den Saft wieder mitnehmen? (Behälter leiht der Pastor in Stollhamm aus) Wann muß ich die Äpfel sammeln, und wie lagern, damit sie bis zum Preßtermin noch nicht faulen?
 
 

10.5.2.2 Die Wertschätzung der Apfelbäume

Ein erklärtes Ziel der Umweltstation Iffens ist, durch das Apfelpressen der alten "EG-Abhackprämie", einer Aktion gegen private Obstbäume, etwas entgegenzusetzen. Menschen mit Obstbäumen im Garten eröffnen wir eine Perspektive, weil das vormals ungeliebte, massenhafte Obst nun verarbeitet werden kann, und überdies als lekkerer Saft sehr nützlich ist. Die Menschen setzen sich mit den Apfelbäumen auseinander, schätzen sie als etwas Sinnvolles und achten auf verschiedene Sorten und Reifezeitpunkte, auf Verwendungszwecke (Tafelobst - Lagerobst - Saftäpfel?) und besondere Eigenschaften (wird schnell/langsam schlecht - hat immer Schorf -)

10.5.2.3 Eindrücke beim Apfelsammeln

Beim Einsammeln der Äpfel für unseren eigenen Bedarf können große und kleine Menschen vielfältige Erfahrungen machen: Wie ist das Wetter, wann sammeln wir? Wie voll darf ich den Korb machen, damit ich ihn noch tragen kann? Wie sieht eine Schnecke aus, und warum gibt es gerade heute so viele davon? Wie fühlt sich so ein sonniger, frischer Herbsttag an? Wie schmeckt ein frischer Apfel von diesem Baum, wie von dem da hinten? Was erzählt der Nachbar, in dessen Garten wir sammeln über die Geschichte dieses Apfelgartens?
 
 

10.5.2.4 Lernen im Produktionsprozeß

Gerade für uns Praktikantinnen war es eine wertvolle Erfahrung, eigenständig verantwortlich zu sein für den Produktionsprozeß, und dadurch Selbstvertrauen zu gewinnen. Wir lernen mit grossen Maschinen umzugehen, Sachverhalte einzuschätzen (Wie voll darf ich die Netze machen? Kann ich die Presse noch weiter runterfahren oder lieber nicht?) und abwechselnd zu koordinieren (wer schaufelt Äpfel aufs Fließband, während ich an der Mühle stehe? Wer leert die Eimer mit Saft aus, während ich auf die Presse achte?).
Flexible Teamarbeit ist notwendig, dabei werden Aufgaben deligiert (auch an die Gäste) und Lücken schnell gefüllt.

Dadurch, daß wir nicht im Verborgenen arbeiten, eröffnen wir neue Wege des Verständnis für die späteren Saftkonsumentlnnen, ähnlich der"Sendung mit der Maus", nur live vor Ort: Die Gäste können den gesamten Produktionsprozeß beobachten und nachvollziehen (Wie wird Saft aus meinen Äpfeln?) und durch eigene Mithilfe auch handelnd erlernen. Wir erwecken dadurch auch Respekt für die Arbeit der Herstellenden und Achtung vor,dem Produkt"Apfelsaft", in dem diese Arbeit steckt.

10.5.2.5 Das Erlebnis des Naturprodukts"Apfelsaft"

Wir verarbeiten die Apfelsorten unvermischt in kleinen Chargen. Also im Gegensatz zu herkömmlichen Keltereien ist unser Endprodukt kein standardisierter Verschnitt, der zu allen Zeiten und in jeder Flasche gleich schmeckt.
Das gibt uns die Möglichkeit zu Geschmackstests: Es hat riesigen Spaß gemacht, die verschiedenen Säfte frisch aus dem Preßeimer durchzuprobieren und langsam beurteilen zu können, welche Apfelsorte welchen Saft liefert. Die Farbe der Säfte variiert von durchsichtig-grünlich bis zu tiefem goldbraun. Auch ist interessant, daß roher Apfelsaft anders schmeckt als erhitzter und daß er nur einige Tage, je nach Wetter, hält, bevor er zu gären anfängt.

JedeR nimmt den Apfelsaft aus den eigenen Äpfeln wieder mit, sie haben also die Bäume als Quelle des Saftes stets unmitttelbar im Blickfeld.Die Gäste nehmen überdies noch ein Produkt mit nach Hause, das völlig selbstgemacht und naturrein ist, und können sich eine zeitlang damit versorgen. Auf der Umweltstation decken wir unseren Eigenbedarf von ca. 1000 Liter Saft und 800Liter Wein durch Äpfelsammeln in den Gärten der Nachbarinnen und im eigenen Garten selbst.

10.5.2.6 Einsicht in ökologische Kreisläufe

Durch das Apfelpressen demonstrieren wir einen geschlossenen ökologischen Kreislauf, in dem kein Element fehlen darf oder vom Menschen zu sehr beeinflußt werden sollte.
Zum Beispiel:
die ungespritzten Streuobstwiesen mit Lebensräumen für eine Vielzahl gefährdeter Pflanzen und Tiere
die Befruchtung der Apfelbäume durch Insekten,
die saubere Luft und den gesunden Boden.
Der Baum produziert Biomasse und wirft uns Schatten, sorgt für Sauerstoff und gibt uns Äpfel, die uns und unseren Schafen als Nahrung dienen. Durch die Abhängigkeit des Menschen von seiner Nahrung, hier: dem Apfelsaft, sind die Menschen unmittelbar von der Notwendigkeit intakter ökologischer Zusammenhänge überzeugt. Die Alternative dazu ist in der alltäglichen Praxis die radikale Abkehr vom naturnahen Leben, die Bäume werden abgehackt oder die Öbstgärten und das Obst verkommt.

10.5.2.7 Soziale Effekte

Schon im Vorfeld profitiert die Umweltstation von der Mundpropaganda, es hat sich herumgesprochen,daß wir Apfelsaft pressen.
Am Preßtag lernen Gäste dann die Umweltstation, ihre Bewohnerinnen und Aktivitäten, ihre Räumlichkeiten und ihren Stil kennen. Sie bauen Vorurteile ab und überwinden ganz einfach die Schwelle, zu uns zu kommen: Der Besuch hat ja einen Zweck, den Apfelsaft. Oft schließen sich weitergehende Fragen zu anderen Projekten, Ergebnissen und zum allgemeinen Umweltschutz an. Auch sehen sie, welche Gegenstände wir gebrauchen können um gegen Saft zu tauschen.

 Wir selbst lernen Einwohnerlnnen der Region samt ihrer Tätigkeiten und Neuigkeiten der Gegend kennen. Für uns Praktikantinnen war es wichtig, einen Einblick in die Verhältnisse der Gegend zu bekommen oder uns bei interessanten Menschen nachher einzuladen; für die ständigen Bewohnerlnnen der Umweltstation ist das Kontakthalten in der Region eine wichtige Komponente, um dranzubleiben am Geschehen der Region und um Abwechslung zu haben. Das gilt im Übrigen auch für die Gäste, etwa von umliegenden Höfen, die auch selten dort wegkommen, oder für die Städterinnen, die das Pressen als Landpartie nutzen. Manchmal sind auch Schulklassen aus Nordenham zu Gast.
 
 

10.5.2.8 Gezieltes Lernen rund um den Apfel

Die Arbeitenden auf der Umweltstation haben sich auch Gedanken gemacht, wie sie das Thema"Apfel" weiter unter die Leute bringen können. Das Saftpressen ist nur ein Knotenpunkt in dem ökologischen Netz zum Apfel.
Dazu dient seit 1997 das Projekt "Apfelgärten im Seewind", das eine Kartierung der Butjadinger Streuobstwiesen inclusive ihrer Flora und Fauna, die Anschaffung von Material (Bestimmungsbücher, Lernpaket "Äpfel" vom Naturschutzbund ... ), die Sammlung von Alltagsgegenständen mit Apfel-Design und die umweilpädagogische Aufarbeitung im Rahmen einer Diplomarbeit (FH Bielefeld) umfaßt.
Auch gibt es die Broschüre "Äpfel in lffens" (Apfelrezepte, Chemie des Apfels, Reportagen aus Keitereien, Apfelgedichte ... ), die beim Apfelpressen ausliegt und erworben werden kann. Eine feste Einrichtung ist in jedem Herbst das Apfelfest des BUND auf der Umweltstation Iffens mit ca. 50 bis 100 Besucherlnnen, auf dem sich von Kuchen über Dekoration bis zu Diaserien und Informationen alles um den Apfel dreht.
 
 

10.6. Mach dir einen Reim drauf:

Einkehr von Ludwig Uhland

Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.

Es war der gute Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.

Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.

Ich fand ein Bett in süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten
Der Wirt er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.

Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
Da schüttelt er den Wipfel
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel.
 
 
 
 

Apfelkantate von Hermann Claudius

Der Apfel ist nicht gleich am Baum,
Da war erst lauter Blüte.
Da war erst lauter Blütenschaum.
Da war erst lauter Blütentraum
und lauter Lieb und Güte.

Dann waren Blätter, grün an grün,
und grün an grün nur Blätter.
Die Amsel nach des Tages Mühn,
sie sang ihr Abendlied gar kühn
und auch bei Regenwetter.

Der Herbst er macht die Blätter steif,
der Sommer muß sich packen.
Hei, daß ich auf dem Finger pfeif:
da sind die ersten Äpfel reif
und haben rote Backen.

Und was einst Sonn` und Himmel war,
erquickt nun Mund und Magen
und macht die Augen hell und klar.
So rundet sich das Apfeljahr -
und mehr ist nicht zu sagen.
 
 

Kinderlied Quelle?

In meinem kleinen Apfel
da sieht es niedlich aus,
es sind drin fünf Stübchen
als wie in einem Haus.

In jedem Stübchen wohnen
zwei Kernlein braun und klein,
sie liegen drin und träumen
vom lieben Sonnenschein.

Sie träumen auch noch weiter
wohl einen schönen Traum,
wie sie einst hängen werden
am lieben Weihnachtsbaum.
 
 

Äppel klaun von elbspeelers

An de Eck steiht`n Jung mit`n Tüddelband
in de anner Hand een Bodderbrod mit Kees
Wenn he bloß nich mit de Been in de Tüddel kommt
Un da leggt he ock all lang op de Näs.
Un he rasselt mit em Dassel an'nen Kantsteen
un he bit sich ganz gehörig op de Tung
As he opsteit seggt he, hett nich weh dohn,
dat is en Klax vor en Iffenser Jung

Ja,ja,ja Klaun, klaun, Äppel wüll we klaun
ruck zuck übern Zaun
Ein jeder aber kann das nicht denn er muß aus Iffens sein.

An de Eck steiht en Deern mit een Eierkorf
in de anner Hand en grote Buddel Rum
wenn se bloß nicht mit de Eier op das Plaster sleiht
ond da segt et ok all lang: bum bum
Un se smert de Eier und de Rum tohop
Und se seggt son eierkoken hew ich gern
As se opsteiht seggt se: het nich wehdohn,
dat is ein Klax vor ein Iffenser Deern

Ja, ja, ja, klaun, klaun, Äppel wüll we klaun
ruck zuck übern Zaun
Ein jede aber kann das nicht
denn se muß aus Iffens sein.
 
 

Ein finnisches Apfel-Gedicht von Risto Rasa

Omenan kvoressa on reikä.
Jos sühen painaa korvansa kinani
ja kuuntelee tarkasti,
voi veden ja tuulen ääniltä erottaa
astioiden helinää.
Toukka tiskaa.

In der Apfelschale ist ein Loch.
Wenn man das Ohr daran legt
und genau hinhorcht,
kann man außer den Geräuschen von Wind und Wasser
auch das Klirren der Gläser hören.
Das Würmchen wäscht ab.
 

An meinen Apfelbaum

 Ich sah hinterm Zaun dein verzagtes Gesicht
von Dornen und Straeuchern umgeben.
Du strebtest vergebens nach Sonne und Licht,
die Zweige verbogen. Nein, schön warst du nicht.
Ich half dir im Kampf um dein Leben.

 Ich habe gegraben, gehackt und gesägt,
befreite von Moos deine Rinde.
Die Krone gesäubert, den Stamm freigelegt,
ich hab dich nach all der Entbehrung gepflegt
gleich einem verwahrlostem Kinde.

 Du bist verjüngt aus dem Schlafe erwacht.
Im Frühling, dem sonnigen warmen.
Wie hast du geleuchtet in blühender Pracht,
glückstrahlend, mir morgens entgegengelacht:
O komm doch und lass dich umarmen!

 Nun stehst du im Herbst als ein prächtiger Baum
mit köstlich beladenen Zweigen.
Es duftet wie Weihnacht im festlichen Raum,
rot schimmern die Äpfel, ein kindlicher Traum.
So schön ist dies dankbare Schweigen.

 Du hast mir unzählige Freuden beschert,
uns allen, dem Fink, der Meise.
Du warst mir die Liebe und Mühe schon wert.
Das wirkliche Denken hast du mich gelehrt,
so reichlich, so herzlich, so leise.

Fred Endrikat


Hier ein Bericht aus der regionalen "Kreiszeitung Wesermarsch" von 1994:
 
 

10.7. Apfelanbau in Butjadingen vor 100 Jahren

von Hans Rudolf Mengers für den Rüstringer Heimatbund

Aus der Kreiszeitung Wesermarsch vom 9.11.1994

Hochwertiges Obst aus der Marsch

Anbau durch Aufklärung angekurbelt

Butjadingen
Im Jahre 1818 war in Oldenburg auf Betreiben der Landesregierung die Landwirtschaftliche Gesellschaft gegründet worden mit dem Ziel, die heimische Landwirtschaft zu fördern. In der Folge bildeten sich verschiedene örtliche Vereine, die sich Abteilungen nannten. Vor der Jahrhundertwende waren in unserem Raum vier solche Vereine tätig.

Sie vertraten die Interessen der Landwirtschaft und machten durch die Organisation von Vorträgen und Austellungen ihren Mitgliedern neue Ideen zugänglich. Im nördlichen Butjadingen war das die Landwirtschaftliche Abteilung Burhave, für das südliche Butjadingen einschließlich Blexen und Atens die Abteilung Abbehausen, die Abteilung Schwei einschließlich Seefeld sowie die Abteilung Rodenkirchen mit Esenshamm. Zahlreiche, zum Teil lange Berichte zeugen von der aktiven Arbeit und gelegenlich auch der leidenschaftlichen Diskussion in diesen Vereinen. Immer wiederkehrendes Thema im Jahre 1893 war zum Beispiel die Einrichtung von Winterschulen für Junglandwirte. In der zweiten Jahreshälfte beschäftigte man sich ausgiebig mit der Durchführung von Obstaustellungen, wobei dieAbbehauser eine gewisse Vorreiterrolle einnahmen, denn hier war diese Idee zuerst aufgekommen, und hier fand 14. und 15. Oktober auch die erste Ausstellung statt.
Im Vorfeld berichtete die Butjadinger Zeitung am 13. Oktober 1893: "Außer vielen anderen Vortheilen wird ein Nutzen, den die Obst- und Gemüseausstellungen haben, noch immer wenig beachtet. Die meisten Gartenbesitzer kennennur wenige Sorten ihres Obstes mit Namen. Durch Ausstellungen des Obstes auf Obst- und Gemüseausstellungen, wo die Namen des Obstes durch Sachkenner festgestellt werden, kann nun jeder die Namen seines Obstes ohne Kosten erfahren. Welchen Nutzen es hat, beim Obstkauf den Namen des Obstes zu wissen , weiß jeder. Esversäume daher Niemand, der reichlich und gutes Obst und Gemüse hat, solches auszustellen. Die Obst- und Gemüseaustellung in Abbehausen am nächsten Sonnabend und Sonntag und andere Ausstellungen bieten ja Gelegenheit dazu. Kosten erwachsen den Ausstellern in keiner Weise dadurch. Wir empfehlen auch nachträglich, nicht nur allein auf Obst, sondern auch auf Gemüse und Knollengewächse ein Augenmerk zu haben. Fast in jedem noch so kleinen Garten findet sich wohl eine besondere Pflanzenart, die besonders gut geraten ist und ein geignetes Ausstellungsobject bildet. Die Mitglieder des Comitees werden gern die beteffenden Gegenstände in Empfang nehmen und an Ort und Stelle befördern. Die Vorträge finden Sonntag nachmittag 5 Uhr statt und sind die geehrten Damen auch freundlich dazu eingeladen. Da manches zur Belehrung und Anregung geboten wird, dürfte es sich empfehlen, daß auch die Schüler durch die Herren Lehrer hingeführt werden und zwar ist der Montag nachmittag eine geeignete Zeit.
Das Comitee: R. Didden-Ilksen , Stollham, Vorsitzender; Becker sen., Becker jun., Atens; Lücken, Siemßen, Stollham ; F. Mengers, Meendsen-Bohlke, Blexen; Tom Diek, Büsing, O. G. Müller, Abbehausen."Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. "Bereits über 700 Nummern sind durch die verschiedenen Obstsorten belegt und mit der Zusendung des herrlichen Gemüses will es kein Ende nehmen", heißt es in ein weiteren Pressenotiz. Dadurch waren der Saal und sogar der Vorsaal des Rehme'schen Hotels so vollständig ausgefüllt, daß die Gänge für das Publikum nur noch mit Mühe freizuhalten waren. Alles Obst und Gemüse wurde von einer sachverständigen Komission begutachtet und klassifiziert. Für diese besten Exemplare der einzelnen Klassen wurden insgesamt 30 Preise ausgegeben."

Daß sich die Landwirtschaftliche Gesellschaft so zielstrebig und wirkungsvoll um den Obstbau bemühte, hatte seine Ursache im Wachsen der Städte als Folge der Industrialisierung. Immer mehr Menschen wanderten vom Land in die Städte. Hier fanden sie in den engen Abeitervierteln aber kaum noch Wirtschaftsfläche zur Erzeugung des Eigenbedarfs und wurden deshalb zunehmend von der Versorgung aus dem Umland abhängig. Damit öffnete sich neue Märkte für die Landwirtschaft. Im Bericht der Landwirtschaftskammer für die Jahre 1900 bis 1906 heißt es: "Daß gutes Obst keine Abnehmer findet, kommt heutzutage gar nicht mehr vor, dazu sind der Obstgenuß und demgemäß die Obstnachfrage viel zu weit entwickelt. Wir haben in den Städten Oldenburg, Wilhelmshaven, Bremerhaven und Bremen so vorzügliche Obstabsatzgebiete, wie wir sie nicht besser wünschen könnten." Aber die Region konnte diese Märkte zunächst nicht bedienen. Obwohl durchaus qualitativ hochwertiges Obst im Herzogtum geerntet wurde, fehlte es jedoch vor allem an der Menge gleichmäßiger Früchte und an organisierten Handelsverbindungen. Deshalb ergriff der Staat eine Reihe von Maßnahmen, um hier eine Verbesserung der Situation einzuleiten. Zunächst gab es praktische Obstbaumkurse zur Ausbildung von Sachkundigen und Baumwärtern, die den obstanbauenden Landwirten mit Rat und Tat zur Seite stehen sollten .
Alljährlich wurden Obstverwertungskurse für Frauen abgehalten. "Durch den täglichen Genuß von Obstprodukten werden dem Obstbau immer mehr Freunde gewonnen. So wird die Frau zum besten Förderer dieses Zweiges der Landwirtschaft", heißt es in demselben Text. Ferner gewährte man Premien, "namentlich an kleinere Local-Ausstellungen , die in neuerer Zeit überall im Lande abgehalten werden und sehr belehrend wirken."


Aus der Kreiszeitung Wesermarsch vom 12.11.1994

Die Qualität ließ keine Wünsche offen


Sieg der Wirtschaftlichkeit auf Kosten der Artenvielfalt

Butjadingen . Neuanpflanzungen von Obstgärten in der Wesermarsch wurden vorzugsweise auf staatlichem Grund und Boden in Angriff genommen: auf den Domänen, in Schulgärten, an Straßen und entlang der Bahnkörper .Staatliche Kolonisten erhielten unentgeltlich Obstbäume zur Anpflanzung , und bei Ohmstede ließ der Staat gar eine 12 ½ Hektar große Muster - Obstanlage herrichten .

An vielen Orten entstanden Obst - und Gartenbauvereine, die sich im Jahre 1900 auf Landesebene zu einem Verband vereinigten. Ein besonderes Anliegen war lange Zeit die Aufstellung eines Landesobstsortiments. Dazu heißt es in einem Bericht der Landwirtschaftskammer für die Jahre 1900 bis 1906 : "Bekanntlich betrieb man früher in Deutschland und auch in unserem engeren Vaterland mehr Liebhaber - Obstbau; die Anpflanzung zahlreicher Obstsorten war die Folge .
Erst angeregt durch die riesige Obsteinfuhr, vornehmlich aus Amerika, strebte man auch hier nach einer Vereinfachung des Obstbaus, besonders in der Sortenwahl. Es war eine schwierige Arbeit, unter den vielen guten Sorten das Beste herauszufinden, zumal Boden und Lage bei uns sehr verschieden sind."

Der Lehrer Johann Huntemann aus Eversten ( ab 1894 Direktor der Landwirtschaftlichen Winterschule in Wildeshausen ) hielt anläßlich der schon im ersten Teil unserer Serie erwähnten Obst- und Gemüseausstellung in Abbehausen einen vielbeachteten Vortrag , über den die Butjadinger Zeitung ausführlich berichtete.
Dort heißt es zum Obstsortiment : "Nach Ansicht der Kommission seien für die hiesigen Verhältnisse folgende Sorten die geeignetsten : a) Daueräpfel: Wintergoldparmäne , Kasseler Renette , Prinzenapfel, Prinzessin Nobel (Alantapfel), Roter Winter- paradiesapfel , Pigeon oder Weißer Wintertaubenapfel , Boyken Apfel (Kohlapfel) und Schöner von Boskoop ; b) Sommeräpfel : Gute Luise, Charlamowsky Apfel und die Sommerparmäne (Kaiserlicher Tafelapfel) ; c) Birnen : Gute Luise , Marie Luise, Gute Graue , Bosk`s Flaschenbirne, Köstliche von Charneu und Großer Katzenkopf."
 
 

1893 ein reiches Obstjahr "wie selten in der Marsch"

Und abschließend heißt es: " Die zahlreich anwesenden Damen und Herren zeigten sich sehr befriedigt über diesen sachlichen und dennoch populären Vortrag. Nach den üblichen Dankesworten des Vorsitzenden wurde diese interessante Verhandlung mit dem Wunsche geschlossen, daß die heutigen Anregungen dazu dienen mögen , dem Obstbau immer mehr und mehr Freunde zuzuführen."
Das Jahr 1893 war übrigens ein reiches Obstjahr "wie selten in der Marsch" , und auch die Qualität ließ keine Wünsche offen. Wie vielfältig das angebaute Sortiment damals noch war, geht aus einer kurzen Mitteilung hervor, die uns heutige, auf wenige Sorten festgelegte Verbraucher geradezu in Erstaunen versetzen muß:
"Auf Wunsch des Herrn Wilhelm Müller aus Atens ist hier von dem Herrn Bernhard Cornelius in Burhave ein Sortiment , bestehend in 45 Apfel- und 11 Birnensorten, überwiesen worden. Herr Müller beabsichtigt, dieses Sortiment, welches als vorzüglich bezeichnet werden kann, einem Geschäftsfreund in London zu übermitteln."

Bernhard Cornelius (1840 - 1934) war übrigens ein großer Liebhaber und Kenner des Obstbaus. Er bezog, nachdem er seine Brauerei in Isens verpachtet hatte, ein neu erbautes Haus in Burhave an der Hauptstraße und legte hier einen großen Obstgarten an. In seinem Büchlein "Korte Vertellen ut mien Lebenstiet" (Rüstringer Heimatbund,1981) erinnert er daran, wenn er schreibt :
"In`n Harfst harr ik dat drock, dat väle Obst aftonehmen. Dat makde ik sulwst, dar let ik annerswell nich ran. Awer 3000 Pund hev ik awerlangs arnten kunnt, ik haar väl Bärböm, de meist vull drogen. Dat Obst weer schön, de Garn leg sunnig; Köper nehmen min Obst geern, ik kunn de Sorten angeben, ok wenn se ring weern."

Heute spielt Obstanbau in Butjadingen keine Rolle mehr. Wo noch eine größere Menge Obst anfällt, wird sie bestenfalls zu Saft gepreßt.
Die gepflegten Obstgärten aus der Zeit um die Jahrhundertwende sind verschwunden und mit ihnen die vielen alten Obstsorten. Im alten Land, dem größten Obstanbaugebiet Deutschlands, wurden bis 1940 noch 67 Sorten des alten Apfel- und Birnensortiments bewirtschaftet, heute dagegen nur noch zehn. Es ist einmal mehr ein überzeugender Sieg der Wirtschaftlichkeit auf Kosten der Artenvielfalt zu verzeichnen.

Hans-Rudolf Mengers, Stollhamm in der Kreiszeitung Wesermarsch


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